66

diese Institute heute ihren Weltruf. Auch für diese umfassende, dankbare und ruhmvolle Aufgabe würde der richtige Führer zu gewinnen sein, wenn man ihm nur materielle Sorgen ferne halten und ihm von Ansang an die möglichste Freiheit zur Erprobung und Entfaltung seiner Kraft lassen wollte. Und die Mittel? Sollten nicht alle großen Factoren ein Interesse daran haben, das Unternehmen zu fördern? Der Staat, die Öffentlichkeit überhaupt, die Industrie, das Gewerbe, der Producent, der Consument und vor allem die Frauenwelt? Da wäre Raum, um ihrerseits ein Verständnis für eine wirksame Unterstützung ihrer eigensten Interessen an den Tag zu legen!*)

Mit dieser Anstalt**) müsste, wie man begreifen wird, vor jeder weiteren Maßnahme hinsichtlich des hier behan­delten sachlichen Unterrichtes, der Anfang gemacht werden: an ihr müssten alle Versuche unternommen werden, von ihr die entscheidenden, ersten Schritte ans dem noch ungewohnten Boden ausgehen. Ob das Experiment gelingen wird? Höchst­wahrscheinlich, aber wer vermag von vornherein eine Bürgschaft dafür zu übernehmen? Weiß doch auch der Constructeur und Erbauer eines großen Fahrzeuges vor dem Stapellaus nicht, ob es auch brauchbar sein und anstandslos sunctionieren wird! Auch dem Erfahrensten und Tüchtigsten kann die erste Fahrt misslingen. Stolz darf erst dann seine Brust erfüllen, wenn er sein Werk frei und unbehindert von den mäch­tigen Fluten getragen sieht.

*) Nicht bloß in England und Amerika, auch im Teutschen Reiche finden solche Bestrebungen oft reiche materielle Förderung. So hat kürzlich der geheime Commercienrath Dr. Mevissen in Köln seiner .Heimatstadt sechs Häuser im Werte von 400.000 Mark und ein Baucapital von 700.000 Mark für eine Fachlehranstalt gewidmet; warum sollten sich nicht auch bei uns Persönlichkeiten finden, welche die Größe der Sache erkennen und ihr materielle Förderungen zukommen lassen? Wie groß sind die Mittel, welche fortgesetzt für wohlthätige Veranstaltungen u. s. w. gespendet werden, und was ist ihr Effect? Concrete Zwecke zu verfolgen, wäre weitaus besser, da könnte etwas geleistet werden.

**) Sie müsste in Wien errichtet und central gelegen sein, daher man sich noch bei Zeiten wenigstens einer geeigneten Realität, welche eine weitere Ent­wickelung der Anstalt zuließe, versichern müsste. Hinsichtlich analoger Einrichtungen in Prag und eventuell in Lemberg gilt das bei der Eentralanstalt für weibliche Kunstpflcge Bemerkte.