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Wiihrnehinen, nur ist dasselbe leider nicht überall mit Erfolg gekrönt worden. Eine traurige Katastrophe, nämlich der im Jahre 1870 bei Cap Finistere erfolgte Untergang des englischen Panzer­schiffesCaptain durch Kentern, hat nicht nur viele Schiffbauer darauf aufmerksam gemacht, wie wenig sie bei Einführung neuer Schiffstypen die Stabilitätsverhältnisse in Erwägung gezogen, son­dern hat auch klar an den Tag gelegt, dass selbst die bekannten Theorien über Stabilität eine nur sehr beschränkte Verbreitung gefunden hatten. Das erwähnte Ereigniss veranlasste die eng­lische Admiralität, eine besondere Commission einzusetzen, um eingehenden Bericht über die Stabilität und sonstigen See-Eigen­schaften englischer Kriegsschiffe zu erstatten. Nachdem zu der­selben die hervorragendsten Theoretiker Englands in diesem Fache als Mitglieder beigezogen worden sind, so werden die Leistungen dieser Commission nicht verfehlen, zur Erweiterung des theore­tischen Wissens im Schiffbaue wesentlich beizutragen*).

In der Handels - Marine war es weniger die Sucht nach neuen Schiffstypen, als vielmehr das Bestreben, die Schiffe recht tragfähig zu machen, durch welches viele Schiffbauer in den letzteren Jahren auf bedauerliche Abwege geführt worden sind. Besonders nachtheilig für die See-Eigenschaften ist die oft bis ins Extreme geführte Vermehrung der Schiffstiefe. Bei vielen solchen falsch proportionirten Schiffen wäre es unschwer naehzu-

Adriatico und dem Oester. - Ungar. Lloyd ausgestellten Modelle gehörten modernen Schiffstypen an. Bei letzterer Gesellschaft ist hervorzuheben, dass sie nur solche Dampfer in Halbmodellen (27 Stück) zur Darstellung brachte, welche in ihrem eigenen Arsenal gebaut werden. Die Red

°) Dieses richtige Vorgehen der englischen Admiralität erinnert an die Handlungsweise der französischen Regierung vor mehr als einem Jahrhundert, als dieselbe, von dem Wunsche geleitet, das Schiffbauwesen in ihrem Lande zu fördern, an die grossen Mathematiker Bougner, Euler, die Bernoulle's und Andere die Aufforderung ergehen liess, ihre ausgedehnten mathematischen Kenntnisse auch diesem Zweige zuzuwenden. Eine ganze Reihe eleganter Abhandlungen entsprangen bald den Federn dieser Männer, welche damit die ersten wissenschaftlichen Grundlagen zu diesem Fache legten und wohl auch wesentlich dazu beitrugen, den französischen Kriegsschiffen jene vorzüg­lichen Segel und sonstigen See-Eigenschaften zu verschaffen, durch welche sie bereits zu Ende des vorigen Jahrhunderts glänzten.

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