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Sicherheit des Schiffes, der Ladung und der Bemannung anver­traut bleibt. Ein Bruch des Ankers oder ein ungenügendes Fassen desselben am Grunde hat nicht selten das Scheitern des Schiffes zur unvermeidlichen Folge*).

Dass man die Schwächen der älteren Anker wohl erkannte und über bessere Systeme nachdachte, beweist die Thatsache, dass vom Jahre 18JO bis zum heutigen Tag nicht weniger denn 113 Patente beim englischen Patent-Office registrirt wurden, welche sämmtlich auf eine Verbesserung der Anker-Construetion lauteten. Von diesen kamen aber kaum glaublich, und dennoch wahr nur vier Systeme zur praktischen Verwendung auf den Schiffen und zwar Capitän llodgers Anker mit verbesserten Armen, Porters Anker mit beweglichen Armen (erneuert von Trotmann), Martins Anker mit Selbst - Umlegung und Smiths stockloser Anker (Stoekless anchor) **).

*) Die statistischen Daten über Schiffsverluste geben in dieser Rich­tung gar furchtbaren Aufschluss, namentlich weisen die englischen Küsten mit ihrer enormen Schiffahrtsbewegung, ungeachtet vortrefflicher Küstenbe- leuchtung und vieler Warnsignale, die stärksten Ziffern auf (vom 1. Jänner bis 31. Juli 18G8 strandeten daselbst 1110 Schifte) und die Ursache dieser Strandungen lässt sich beim grössten Theile derselben in der Mangelhaftigkeit oder Unzulänglichkeit der Ankergeräthschaften nachweisen.

**) Die zwei letztgenannten Systeme besitzen eine von den gewöhnlichen Ankern abweichende Construction und Ankerform, sind jedoch, da ihre Erfinder von denselben Grundsätzen ausgegangen waren, unter einander nur wenig verschieden. Die Priorität der Idee gehört aber unbestreitbar Mr. C. Martin an. Sein Anker besitzt zwei aus einem Stücke gearbeitete zu einander parallel liegende Arme, welche beide, indem sie sich in einem Lager des Anker­schaftes bis zu einem gewissen Winkel neigen lassen, am Meeresgründe arbeiten, im Gegensätze zu den älteren Ankern, bei welchen nur ein Arm das Schiff zu halten hatte. Anstatt eines Ankerstockes hat Martins Anker zwei breitgeformte Flügel, die am Kopftheile des Stockes festgemacht sind und am Grunde, besonders wenn Schlamm vorhanden ist, die Arbeit der Anker­arme unterstützen. Die Haltkraft des Ankers ist aus diesen Gründen eine sehr hohe und gestattet daher gegenüber andern Systemen eine bedeu­tende Gewichts-Reduction (50%), welche wieder der Schiffs - Zurüstung und deren Kosten zu Gute kommt. Thatsächlich zeigte sich Martins Anker bei den vielen Versuchen, welche, um seine Widerstandsfähigkeit zu erproben, vorgenommen wurden, als der beste und vortheilhafteste Anker, was die Annahme desselben bei fast allen Marinen zur Folge hatte.