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Nur dieDeutsche Gesellschaft zur Kettung Schiff­brüchiger war in nennenswerther Weise repräsentirt und hat durch ihre Ausstellung ein sehr anschauliches Bild vom Stande des Kettungswesens an ihren sturmgepeitschten Küsten gegeben. Genannte Gesellschaft brachte folgende Kettungsgeräthe zur Darstellung:

1. Ein Kettlingsboot mit vollständigem Inventar, erbaut von H. Havighorst in Könnebeck an der Weser. Das Fahrzeug ist nach dem leakeschen Systeme construirt, dessen Haupt­vorzüge bereits früher geschildert wurden*).

Die Boote dieser ('onstruction haben sich bei der Kettung Schiffbrüchiger bestens bewährt, jedoch ist hier der grosse Mangel zu erwähnen, dass sie ihres nicht unbedeutenden Gewichtes (circa 50 Utr.) wegen an schwach bevölkerten Küsten, wo es an Zugkraft fehlt, nur schwer transportabel sind.

2. Ein K a k e t e n - A p p a r a t, ebenfalls verfertigt von .1. H. Amholz in Bremen. Derselbe wird bei Strandungen an-

*) Die Eigenschaft der Selbstentleerung erhält das Boot durch die doppelten Böden, deren oberer so hoch über der Tiefgangslinie liegt, dass im gefüllten Zustande das Wasser nach dem einfachen Gesetze der Schwere durch die mit Ventilen versehenen Entleerungsröhren, welche durch beide Böden und den von diesen eingeschlossenen wasserdichten Kaum führen, abtliessen muss. Die W iederau fr ich tu ngs-Fähigkeit wird erreicht durch die nach Oben gewölbten, mit Korkholz bedeckten kupfernen Luftkasten an den beiden Enden des Bootes, welche nicht zulassen, dass im Kenterungs­falle der Kiel oben bleibt, während zugleich dieser, aus einem GOO lfund wiegenden Eisenstücke bestehend, nach Unten strebt. Unter den Kuderbänken sind Seitenluftkästen angebracht, um die Schwimmfähigkeit des Fahrzeuges noch mehr zu erhöhen. Der in diagonaler Kichtung über einander liegende doppelte Umschlag des Bootes ist Eschenholz, die oberen Theile sind theils Eichen-, theils Teakholz. Das Fahrzeug ist *28' lang, 7' 0" breit und 2' 7" tief. Es besitzt G Entleerungsröhren von je 5%" Durchmesser, welche nach dem Vollschlagen in 40 Secunden die ganze Wassermasse nach Unten abführen soll. Die Mannschaft hat sich vor dem Besteigen des Kettungsbootes mit Korkjacken zu bekleiden, welche genügende Tragfähigkeit besitzen, um bei Unglücksfällen den Oberkörper bis zu den Schultern über Wasser zu halten. Der Boots wage n ist so construirt, dass er einen möglichst raschen und leichten Transport des Rettungsbootes am Strande ermöglicht und demselben auf unebenem Terrain eine feste Lage sichert. Er ist aus der Werkstätte des Wagenfabrikanten H. Amholz in Bremen hervorgegangen.