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Locomoti ve-

Während die früheren Ausstellungen neben den bewährten Constructionen stets eine grosse Anzahl durchaus neuer und zum Theil ganz absonderlicher Entwürfe enthielten, hat die Wiener Ausstellung mehr die Tendenz einer rationellen, gleichmässigen Fortbildung der erprobten Systeme zu erkennen gegeben. Die allgemeine Anordnung und äussere Gestaltung der Locomotiven ist mit derZeit immer übereinstimmender geworden; die natio­nalen Eigentümlichkeiten verwischten sich immer mehr, je weiter man aus dem Stadium des Fastens und Suchens herausgetreten und je mehr man sich wissenschaftlich und praktisch dem er­reichbar Besten genähert hat. Das Maschinenwesen der Eisen­bahnen hat in der Tliat ein ganz enormes Alaass von Chancen, rasch stetiger Vervollkommnung entgegenzugehen. Das immer­währende Beobachten Tausender von Maschinen gleicher Art und gleicher Verwendung, die unzähligen, statistisch gefügten Erfahrungs-Hesultate über jeden Theil der Maschine, die ganze Summe von Intelligenz, welche darauf angewiesen wird, durch Beobachten des Vorhandenen, unter Zuhilfenahme der gesammten Mittel, die Bedingungen der richtigen Oekonomie an Kraft und Geld zu erwägen, sowie die Anregungen und Interessen jeglicher Art, die hier mit im Spiele sind, müssen und mussten rasch vom Geringen zum Guten, vom Guten zum Besseren führen.

Wenn auch in England und Amerika die Construction der Eisenbahn-Betriebsmittel in mancher Beziehung eine bestimmte Eigenart, die von unseren continentalen Grund-Typen marcant ab weicht, bewahrt hat, so muss dies den dortigen, ganz anders gestalteten Landes- und Verkehrs - Verhältnissen vorzugsweise zugeschrieben werden. Das Ausbleiben der Amerikaner war um so fühlbarer, als die Eigenthümlichkeit der amerikanischen Con­structionen in der technischen Literatur viel weniger hervortreten, als man dies von der amerikanischen Industrie im Allgemeinen gewohnt ist. Dagegen hätte man von England, bei stärkerer Betheiligung, Aussergewöhnliches, überraschend Neues nicht