und Baumwollwaaren erhob. Schon Kaiser Franz I. hatte auf seiner Herrschaft Holitsch eine Majolicafabrik angelegt. Ihr folgten nun in Weisskirchen und Bistritz gleichartige Unternehmungen, die selbst mit englischen Erzeugnissen glücklich concurrirten.')

Es wäre verlockend, in solcher Weise die Steigerung industrieller Production im Reiche Land für Land zu verfolgen; wir müssten Bände füllen.

In Niederösterreich behauptete nach wie vor die Firma Fries & Co. die leitende Stellung im Geschäftsverkehre. Ihr Ansehen stieg in einem Masse, dass sich der Kaiser bewogen fand, den Chef der Firma, Johann Freiherrn von Fries, am 5. April 1783 in den Grafenstand zu erheben. Es mochte den unbefangenen, freisinnigen Monarchen, den «Schätzer der Mensch­heit», gelüsten, vor aller Welt zu bezeugen, welcher Ehren in seinen Augen Industrie und Handel würdig erscheinen. Aus dem von ihm gefertigten Diplome erfahren wir, dass Fries durch 24 Jahre «mit unermiidetem Eifer, Fleiss und Uneigennützigkeit» die Direction des kaiserlichen Bergwerksproducten-Verschleisses geleitet, «dass an durch unserem k. k. Aerarium besondere, wesentliche Vortheile zugeflossen»; ebenso dass er «im Jahre 1777 der Erste gewesen, der durch seine Mühe auf der Donau bis nach Russzuck (Rustschuk) die Hand­lung mit unseren inländischen Producten eröffnet und andurch den deutschen Kaufleuten den Weg gebahnt, von dort aus in dem türkischen Gebiete zu handeln, annebst ein deutsches Handlungshaus in Constantinopel errichtet habe» u. s. w. * 2 )

Bis an sein Ende war Graf Fries ununterbrochen schöpferisch thätig. Sein letztes Werk schuf er in Böhmen. Eine vom Kaiser privilegirte «Banater Commerz-Compagnie» hatte vor Jahren in Triest eine Zuckerraffinerie errichtet, die unter Direction ihres Installators, Joseph von Sauvaigne, bald die ältere Fiumaner Fabrik der gleichen Kategorie überflügelte. Als trotzdem Sauvaigne sich veranlasst sah, seinen Posten aufzugeben, wusste Fries ihn zu gewinnen, eine gleiche Raffinerie in Königssaal bei Prag aufzuführen und einzurichten, wozu der Kaiser das dortige alte, sehr geräumige Cistercienser-Klostergebäude unentgeltlich überliess. Während der Vorarbeiten hiezu starb Graf Fries am 19. Juni 1785 zu Vöslau. Das Unter­nehmen kam gleichwohl zu Stande. Ein Einfuhrverbot auf ausländischen Zucker, im Jahre 1789 erlassen, sorgte für die Prosperität auch dieses neuen, vielversprechenden Industriezweiges.

Ausdrückliche Erwähnung verdient, mit welcher regen Theilnahme Joseph II. die Be­strebungen seiner Zeit auf dem Gebiete der Maschinen-Industrie verfolgte. Die fort­währende Ausbreitung der Weberei aller Art und der hierdurch hervorgerufene ständige Mangel an Garnen, insbesondere Baumwollgarnen, spornte die Erfindung mächtig an, die Handspinnerei durch Maschinenbetrieb zu ersetzen. Seitdem, wie man wusste, dieses Problem in England gelöst war, wodurch dieses Land in die Lage kam, den auswärtigen Markt mit billigen Baum­wollgarnen förmlich zu überschwemmen, ruhte und rastete man nicht, das sorgfältig gewahrte Geheimnis zu ergründen und dessen grosse Vortheile auch dem Inlande zuzuwenden. Schon 1776 hatte Le Brun ein ausschliessendes Privilegium für eine «Streich- und Spinnmaschine» erwirkt, dessen sechsjährige Verlängerung er 1786 ansuchte. Im selben Jahre besassTuriet schon eine «deutsche», auch «sächsische» Spinnmaschine in Wien. Im Jahre 1789 proponirte Baron Vay eine neue Baumwollstreich- und Spinnmaschine, auf die ihm gleichfalls ein aus­schliessendes Privilegium verliehen wurde. 3 )

9 Christian dElvert, a. a. O., S. ii2f.

2 ) Concept, Adelsarchiv (Ministerium des Innern), Wien.

3 ) Stephan Edler von Keess, Darstellung des Fabriks- und Gewerbewesens in seinem gegenwärtigen Zu­stande, II. Theil, 1. Band (Wien 1824), S. 83.

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