sonders gegen dessen Vormacht Oesterreich. Jetzt mündete die Donau in ein gewaltthätig abgeschlossenes, ungastliches Meer, während an allen asiatischen und afrikanischen Küsten des Mittelmeeres der Friede in Krieg, die Schiffahrt nur zu oft in Seeraub übergieng. Der Handel mit Ostindien, allezeit Bringer von Cultur und Wohlstand, fiel in die Hände der an der Atlantis gelegenen Länder Portugal, Holland, England.

Mit ausserordentlichem Nachdrucke und in voller Erkenntnis der Gefahr dieser Umwäl­zung versuchte Kaiser Karl V. die Begründung eines neuen, den geänderten Thatsachen an­gepassten Systems. Hatte Kaiser Maximilian den Landfrieden, das Reichs-Kammergericht und in den zehn Reichskreisen die Umrisse einer neuen Organisation des Reiches durchgesetzt (1495) und sich, wenn auch vergeblich, um eine Reichs-Zolllinie bemüht, so war das Streben Karls auf noch weitere Ziele gerichtet. Im Besitze Spaniens und der Niederlande, wollte er diese an der Atlantis so günstig gelegenen Länder mit den Erblanden und dem Deutschen Reiche in engere Verbindung bringen. Mit der noch ziemlich rüstig dastehenden Hansa knüpfte er neue Bande. Ebenso mit den oberdeutschen und rheinischen Städten. Glückten diese Bestrebungen, so konnte eine Art mitteleuropäischen Zollvereines entstehen, welchem der kräftige Eintritt in den ostindischen Handel, sowie die Versorgung der spanischen Colonien in Amerika mit Gewerbswaaren zugefallen wäre. Gelang dieser grosse Plan, so gewannen das Deutsche Reich und die Erblande wiederum die Vorhand, spielten in der neuen Welt die erste Rolle, entsandten dorthin ihre Ansiedler, kurz, Mitteleuropa wäre in jene führende Stellung eingerückt, die später Franzosen, Holländern und Engländern zu Theil wurde.

Allein diese weitblickenden Absichten wurden wenig verstanden. Sie stiessen allenthalben in Mitteleuropa auf Schwierigkeiten. Die ausländischen Gegner erkannten besser als die Ein­heimischen die Tragweite jener Politik und ermüdeten und fesselten den Kaiser. Und als dann mit dem Jahre 1526 die Periode jener Türkenkriege begann, welche zweihundert Jahre lang die habsburgischen Kaiser in Athem hielten, und als noch überdies die Religionskriege aus­brachen, welche Mitteleuropa in einen Trümmerhaufen verwandelten, da wurde Oesterreich völlig in die Defensive geworfen und, zwischen Türken und Franzosen gestellt, mit unzuver­lässigen Verbündeten an der Seite und oft genug von inneren Aufständen heimgesucht, musste das Haus Habsburg (und unter ihm und mit ihm Oesterreichs Handel und Industrie) in der einfachen Selbsterhaltung den einzig erreichbaren Erfolg erblicken. Fast das ganze 17. und 18. Jahrhundert war mit Kriegen auf dem europäischen Festlande ausgefüllt. Landwirthschaft und Gewerbe litten Noth. Die P'inanzen waren in trostlosem Zustande. Den Kaisern fehlten die Mittel zur Bewältigung der auf sie einstürmenden grossen Aufgaben. Ungarn war fast steuerfrei, die übrigen Länder nur zu genau bestimmten Beiträgen verpflichtet. Aber mitten aus diesen trüben Verhältnissen rang sich die besonders aus der Betrachtung der französischen Finanzlage geschöpfte Ueberzeugung durch, dass ohne gute Wirthschaft keine gute Politik zu machen sei, und an diesen ersten Satz schloss sich bald, als nothwendige Folgerung, der zweite an, dass erst durch Hinzutritt der Industrie die Landwirthschaft zu grösserer Blüthe und Ergiebigkeit gelangen könne.

So sehen wir denn auch in Oesterreich, zumal von Kaiser Leopold an, die Pflege der Volkswirthschaft als ein Hauptinteresse der staatlichen Thätigkeit erkannt.

Prüfen wir einige Hauptzüge dieser Thätigkeit!

Kaiser Leopold I., ein hochgebildeter und gelehrter Herr, welcher drei Universitäten gegründet, suchte der schaffenden Arbeit möglichst gute Bedingungen zu sichern. Am 28. Sep­tember 1671 erliess er das erste Gesetz gegen den Verbrauch ausländischer Waaren und

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