Der Aussenhandel des Staates.

In der oben vorgenommenen Trennung haben wir das k. k. Aerar als Handeltreibenden nicht berücksichtigt. Aber auch der Staat ist Importeur und Exporteur. Sein Antheil am Aussenhandel ist geringe. Vor Allem kommen die beiden Monopolartikel Tabak und Salz in Frage, deren Bilanz sich folgendermassen stellt:

Einfuhr Ausfuhr Millionen Gulden

Rohtabak . . . .

24.3

0-4

Tabakfabrikate .

. 3.4

0.6

Salz.

. 0.5

0.2

In der Hauptsache führt daher der Staat nur Rohtabak für den Bedarf seiner Tabak­fabriken ein. Die Einfuhr von Tabak und Cigarren für Private ist durch Verbote, hohe Zölle und hohe Licenzgebühren, welche den Ertrag des Monopols sicherstellen sollen, fast unmöglich gemacht, die Ausfuhr von Tabakfabrikaten nicht erheblich. Der Aussenhandel in Salz ist unbedeutend, weil unorganisirt, könnte aber mit Rücksicht auf den Reichthum unserer Salz­lager einen bedeutenden Aufschwung nehmen. Damit sind allerdings die Artikel, welche der Staat aus dem Auslande bezieht, nicht erschöpft. Der Staat ist selbst Unternehmer, und zwar in mehrfacher Hinsicht: die Post, der Telegraph, das Telephon, zum grösseren Theile auch die Eisenbahnen sind Unternehmungen des Staates. Der Bedarf für diese Verkehrsanstalten wird aber heute, wo an dem Grundsätze der Inlandbestellung festgehalten wird, fast aus­schliesslich von den heimischen Producenten bezogen. Aber es ist nicht lange her, dass der Staat einen Theil dieses Bedarfes aus dem Auslande beschaffte; es sei hier nur an die Be­stellungen von Eisenbahnmaterialien (Schienen, Radkränze, Eisenbahnbetriebsmittel etc.), an die Beschaffung von Artikeln für das k. k. Heer und für die k. k. Kriegsmarine erinnert. Heute werden bekanntlich Gewehre und Kriegsschiffe durchwegs im Inlande hergestellt. Eine Aus­nahme davon machen nur gewisse Specialitäten (Krupps Kanonen, patentirte Artikel, einzelne Maschinen etc.) oder Kohle für die Kriegsmarine, welch letztere des besonders grossen Preis­unterschiedes wegen noch aus England bezogen wird. Für die Einfuhr kommt der Staat daher nicht so sehr in Betracht, mehr bei der Ausfuhr. Der Staat ist Besitzer von Bergwerken und ausgedehnten Domänen und treibt die Pferdezucht im militärischen Interesse. Am Export von Metallen, Pferden und Holz dürfte das Aerar einen grösseren Antheil haben. Wie gross jedoch dieser Antheil ist, lässt sich auf Grund der amtlichen Ausweise nicht feststellen.

DIE VERTHEILUNG DES AUSSENHANDELS AUF DIE EINZELNEN MONATE

IM JAHRE.

ine weitere Frage ist, wie der Aussenverkehr sich auf die einzelnen Monate des Jahres vertheilt, ob Zu- und Abfluss stossweise erfolgt, oder ob er sich in einem mehr oder weniger constanten Strome über unsere Grenzen ergiesst. Es ist im Voraus klar, dass der Empfang und der Versandt von Rohstoffen mit der Erntezeit im innigen Zusammenhänge steht und daher die Ein- und Ausfuhr von Bodenproducten, die unmittelbar zum Genüsse dienen und leicht dem Verderben unterliegen, unregelmässig und

Die Gross-Industrie. I. 14

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