Die Frage ist nur: Ist auf der weiten Welt noch Raum genug für solche Eroberungen vor­handen, und wohin sollen wir unsere Fabrikate absetzen?

Auch für die Beantwortung dieser Frage gibt uns die Handelsstatistik Ziffern an die Hand. Was ein Land an Fabrikaten nicht selbst erzeugt, muss es aus dem Auslande beziehen, dem Weltmärkte entnehmen. In diesem Sinne geben die Einfuhrziffern einen Mass­stab für den Verbrauch, der um so genauer messen wird, je weniger ein Land selbst erzeugt, je geringer seine industrielle Entwicklung ist. Dies trifft namentlich bei den überseeischen Ländern, bei Afrika und Ostasien zu. Unsere Zifferntabellen, wo neben dem Export auch der Import Aufnahme fand, geben, weil auf ersteren das Hauptgewicht gelegt wurde, nur für die vier wichtigsten Industriestaaten die betreffenden Verhältniszahlen wieder, und insoferne lässt sich nicht erkennen, welche Staaten auf dem Weltmärkte als Verkäufer, welche als Käufer erscheinen. Da die graphische Tabelle dies nur für die wichtigsten Artikel andeutet, ergänzen wir im Nachstehenden das Gegebene durch die Angabe der Fabrikateneinfuhr meh­rerer Staaten auf den Kopf der Bevölkerung. Es beträgt nämlich der Kopfantheil der Fabrikateneinfuhr:

Schweiz .... Norwegen . Dänemark . Grossbritannien . - Belgien .... Schweden . Frankreich . Deutsches Reich -. Spanien .... Oesterreich-Ungarn Italien ....

Goldgulden . 62.8

. 3 1.5

29.7

27.7

. 26.6

IO.g

IO.o

6-9

5-4

5-3

Türkei.29.0

Rumänien.22.5

Griechenland.9.1

Bulgarien Serbien . Russland

Goldgulden

7-5

5-2

1.7

Vereinigte Staaten.12.5

Canada.19.5

Argentinien. 47.0

Mexico.2. 9

Capcolonie. i8. 9

Niederländisch-Ostindien.2.8

Aegypten.2. 7

Britisch-Ostindien. i. 7

China.o. 4

Während also die Fabrikateneinfuhr der westlichen und nördlichen europäischen Industrie­staaten 103o Goldgulden per Kopf beträgt, weisen die östlichen und südlicheren Staaten, trotzdem sie vorwiegend Agriculturstaaten sind, viel geringeren Bedarf auf; Rumänien und die Türkei heben sich davon vortheilhaft ab. Diese beiden Länder haben einerseits keine Industrie, andererseits aber grossen Bedarf an Kleidung, Zucker und Fabrikaten der Metall­industrie. Griechenland, Bulgarien und Serbien dagegen sind weniger kaufkräftig. Im All­gemeinen kann man sagen, die Bedürfnislosigkeit der landwirtschaftlichen, südlicheren ärmeren Länder ist eine grosse; erst die höhere Cultur in den Städten und industriereichen Ländern der gemässigten Zone erhöht die Ansprüche an das Leben, vermehrt die Ausgaben für Bequemlichkeit, Luxus und Vergnügen und schafft gute Märkte. In dieser Richtung stehen Russland, die ostasiatischen Länder und Afrika noch weit zurück. Im Verhältnisse zu ihnen sind die Balkanstaaten mit 5 >2 bis über 20 Goldgulden per Kopf vorgeschritten zu nennen. Gerade diese niedrigen Ziffern sind aber Lichtblicke in die Zukunft der Industrie. Mit zunehmender Cultur werden sich auch in diesen Ländern die Bedürfnisse steigern müssen und damit der europäischen Ueberproduction ein begehrenswerthes und dankbares Abfluss-

16*

123