hohe Herr mit nie ermüdender Fürsorge bemüht war, das Museum auf der rechten Bahn zu erhalten, es mit Rath und That in seinen Bestrebungen zu fördern, ihm Schwierigkeiten aus dem Wege zu räumen. Denn an Schwierigkeiten gebrach es nicht. Um eben jene Zeit setzte die wirthschaftliche Doctrin, die jede unmittelbare Thätigkeit der Staaten auf dem Boden des Gewerbes für Schädigung der freien Production erklärte, im Reichsrathe die Auf­lösung der ärarischen Porzellanfabrik durch und richtete eben dadurch einen nicht wieder gutzumachenden Schaden an. Denn war auch damals die einst so berühmte Fabrik, deren Erzeugnisse in ganz Europa gesucht wurden und noch gesucht werden, von ihrer Höhe ge­sunken, so hätte sie von einsichtiger Leitung regenerirt werden können, da noch Kräfte und Einrichtungen aus der guten Zeit vorhanden waren. Aber man sprach ohne Gnade das Todesurtheil aus, verschleuderte die Vorräthe und Hess es zu, dass die mit der weltbekannten Marke, dem österreichischen Bindenschilde (im Handel missbräuchlich «Bienenkorb» genannt) bezeichneten weissen Geschirre von Fälschern bemalt und als echtes «Altwien» auf den Markt gebracht werden konnten. Die Verfechter einer solchen Gewerbspolitik waren auch der neuen Schöpfung wenig geneigt und hätten am liebsten gar keine Mittel dafür bewilligt. In anderen, günstiger gestimmten Kreisen war man sich wenigstens nicht immer klar über die Hauptaufgabe des Museums; die Einen suchten es rein archäologischen Zwecken dienstbar zu machen, Andere hätten es gern zu einer Pépinière für «Amateurs» oder doch zu einem Unterhaltungsorte für die elegante Welt gestaltet, während mancher tüchtige Geschäftsmann erklärte, er lasse sich nicht vorschreiben, was er machen solle. In allen solchen und anderen Schwierigkeiten war der Schutz eines ebenso kunstverständigen wie kunstsinnigen Führers von unschätzbarem Werthe. Allerdings musste das Museum darnach trachten, die weitesten Kreise in sein Interesse zu ziehen, insbesondere die besitzenden Classen, von denen sich er­warten liess, dass sie die Arbeit der Industrie der Gegenwart durch Käufe und Aufträge unterstützen würden; aber die erste und vornehmste Sorge blieb doch, unsere Gewerbsleute durch Erweiterung der Anschauungen, Vermehrung der Kenntnisse, Anregung zum selbst­ständigen Schaffen für den begonnenen Wettkampf aller Nationen auszurüsten.

Rudolf von Eitelberger, dessen Berufung zur Leitung des Instituts ziemlich selbst­verständlich war, übernahm mit Begeisterung, mit dem ihm eigenen Feuereifer die patriotische Aufgabe, und wohl kein Anderer würde es so bald zu schönen Erfolgen gebracht haben. Aber als Professor der Kunstgeschichte hatte er gleich seinen Fachcollegen im Allgemeinen dem Wesen der technischen Künste weniger nahegestanden, die nun wieder in grössere Uebung gebracht, zum Theil geradezu neu entdeckt werden mussten. Es war daher ein günstiger Umstand, dass der Fürst Liechtenstein den Culturhistoriker J a k o b Falke als Bibliothekar nach Wien berufen hatte. In seiner Stellung am Germanischen Museum in Nürnberg hatte Falke die trefflichste Gelegenheit gehabt, sich mit den Arbeiten und Arbeitsarten der Klein­künste im Mittelalter und in der deutschen Renaissance vertraut zu machen und sich in die Museumstechnik einzuarbeiten. Ueberhaupt bewährte sich von Anfang an der glückliche Blick Eitelbergers bei der Wahl seiner Hilfskräfte: Franz Schestak, der leider früh starb, schuf die Fachbibliothek und die Sammlung von graphischen Vorlageblättern, Dr. Georg Thaa organisirte die Administration, und nach kurzer Zeit trat auch Friedrich Lippmann, ein gründlicher Kenner all der Dinge, die von den Franzosen «Objets dart» genannt werden, in die Verwaltung der Sammlungen ein.

Mit diesem kleinen Stabe wurde in den bescheidenen Räumen des ehemaligen Ball­hauses, das früher schon gelegentlich zu Kunstausstellungen benutzt worden war, das «Oester-

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