reichische Museum für Kunst und Industrie» eingerichtet und 1864 dem Publicum geöffnet. Der Ausdruck «Kunstindustrie» wäre bezeichnender gewesen. Allein es bestand damals die Absicht, die neue Anstalt später zu einem Industriemuseum im weiteren Sinne auszugestalten, während dem Director unverkennbar die Erweiterung des Gebietes auch nach der Seite der hohen Kunst vorschwebte. Vorläufig musste die engere Begrenzung aufrecht erhalten werden, da die zur Schau gestellte Sammlung in Leihgaben aus öffentlichem und Privatbesitz bestand, zum Theil höchst ausgezeichneten Arbeiten des Kunstgewerbes ver­gangener Zeit. Dem grösseren Publicum waren nicht nur die Gegenstände selbst fremd, sondern auch die Arten der Herstellung, ja vielfach sogar der praktische Zweck. Kataloge, Aufsätze, Vorlesungen mussten deshalb populären Unterricht über Capitel aus der Kunst- und Culturgeschichte, der Aesthetik und der Technologie ertheilen. Suchte man auf solche Art Liebhaber und Producenten in Wien mit dem Museum zu verbinden, so wurden gleich­zeitig in den Kronländern Ausstellungen veranstaltet, die zuvörderst dazu dienten, den Besitz­stand an Kunstwerken aufzunehmen und Antheil an der Reformbewegung zu wecken, und die allmälig in demselben Maasse an Bedeutung einbüssen mussten, wie ihre Wirkung in provinziellen und localen Schöpfungen zum Ausdrucke kam. Auf die Weise waren ebenso die photographischen Vervielfältigungen und die Gypsabgüsse nach Objecten der hohen und der gewerblichen Kunst berechnet, beide zugleich wichtige Behelfe für einen verbesserten Zeichen- und Anschauungsunterricht. Wer zurückblickt auf alles das von einem kleinen Kreise bei kargen Mitteln und in engen Verhältnissen Geleistete, kann nur mit höchster Anerkennung der unermüdlichen, zielbewussten Thätigkeit Eitelbergers und der Seinen gedenken, die auch das Glück hatten, in den Mitgliedern des Curatoriums stets bereite Helfer zu finden, voran dem Grafen Edmund Zichy, der mit seiner ganzen Persönlichkeit für die Sache eintrat (und dessen würdiger Nachfolger im Präsidium Graf Hugo Traun wurde), dem Verfasser der grundlegenden Physiologie der Farben, Professor Ernst Brücke, dem Architekten Heinrich Ferstel, dem Präsidenten der Wiener Handels- und Gewerbekammer Reckenschuss, dem Gemeinderath Melingo und Anderen.

Dass das Museum eines eigenen geräumigen Gebäudes und einer eigenen Schule für die kunstgewerbliche Jugend benöthige, wenn es sich weiter entwickeln solle, war allen Sach­verständigen klar. Institute solcher Art wachsen, wenn sie lebensfähig sind und bleiben sollen, naturgemäss wie Bäume und brauchen daher Luft und Licht; und wenn auch die Fertigkeiten im Kunstgewerbe auf denselben Grundlagen ruhen wie die praktischen Behelfe der drei Fächer der hohen Kunst, so konnten sie doch nicht an Akademien so eingehend gelehrt und geübt werden, wie die schaffende Industrie dies erforderte, weil die Werkstatt ihren

Charakter als Schule vielfach verloren hatte. Beide Bedürfnisse wurden vom Unterrichts­ministerium in vollem Umfange gewürdigt, und schon hatte das Museum sich in der Be­völkerung so viel Ansehen erworben, dass die Bewilligung der nöthigen Mittel nicht auf

sonderliche Schwierigkeiten stiess.

Für die «Kunstgewerbeschule des Oesterreichischen Museums» wurde vor­derhand ein Theil der ehemaligen Gewehrfabrik in der Währingerstrasse eingeräumt, und mit dem Wintersemester 1868/69 konnte sie eröffnet werden. Wie früher erwähnt wurde, war es die Schule des Opernbaues, welche die geeignetsten Lehrkräfte stellte: Storck für den architektonischen Theil, Laufberger und Michael Rieser für figürliche Malerei, Friedrich Sturm für Blumen-, Thier- und Ornamentmalerei; zu ihnen traten der aus Rom berufene Bildhauer Otto König für kleine Plastik, die Architekten Valentin Teirich und Alois