Hauser für technisches Zeichnen (Projectionslehre und Perspective) und Stillehre. Man kann sagen, dass eine Elite von Schülern bereits an der Thür gewartet hatte, junge Künstler und Handwerker, die sich längst nach einem solchen Unterrichte gesehnt hatten, und aus deren Kreise ausgezeichnete Kräfte theils für das Lehrfach, theils für die Praxis hervorgegangen sind (es braucht nur an Männer wie die Professoren Oskar Beyer und Hans Macht, den Kunsttischler Franz Michel, den Maler Georg Sturm in Amsterdam etc. erinnert zu werden).

Indessen erwies sich bald, dass vielfach selbst in gewerblichen Kreisen das richtige Verständniss für den Zweck der neuen Schule noch mangelte. Zumal aus den Kronländern meldeten sich zahlreiche junge Leute, die es im Zeichnen noch nicht zu einem Grade der Fertigkeit gebracht hatten, um zu Naturaufnahmen, geschweige zum eigenen Componiren zu­gelassen werden zu können. Für solche musste die Vorbereitungsschule eingerichtet werden, in die der Elementarunterricht verlegt und in der erprobt werden konnte, ob Talent oder nur Lust vorhanden sei. Eltern und Lehrer überschätzen so leicht die ersten Bethätigungen des Kunsttriebes bei den ihrer Obhut Anvertrauten und können oder wollen nicht feststellen, ob die Neigung zum Zeichnen oder Bosseln standhält, wenn vom Spiel zu ernster Arbeit übergegangen werden soll. Es gäbe nicht so viele unglückliche Maler, wenn Talentproben stets mit gewissenhafter Strenge vorgenommen würden, und vollends bei der Vorbereitung für den" kunstgewerblichen Beruf hat Oberflächlichkeit in diesem Punkte oft die Folge, dass die Schüler zu Pfuschern, zu unnützen Menschen werden. Ohnehin musste mit Nachdruck der irrigen Meinung entgegengetreten werden, dass in der Kunstgewerbeschule eine populäre, wohlfeile Kunstakademie geschaffen worden sei. Und diese Meinung verbreitete sich nament­lich, als die Schulleitung verständigerweise auch Schülerinnen zum Unterrichte zuliess; konnten solche doch als Musterzeichnerinnen, Miniatur- und Emailmalerinnen, durch Decoriren von Porzellan und in anderen Zweigen mehr sehr wohl ihr Brot finden. Allein nur zu Viele gebrauchten dies lediglich als Vorwand, um sich eigentlich für das Porträtmalen, für die «hohe Kunst» auszubilden. Dem liess sich oft schwer steuern, obwohl wiederholt Schranken gezogen wurden, damit nicht ein weibliches Dilettantenthum wuchere zum Nachtheile Derer, die wirklich einem kunstgewerblichen Berufe mit Ernst nachstrebten.

Zudem hatten oft die begabtesten Schüler nicht die Mittel, um sich völlig ihrem Studium widmen zu können. Desswegen bildete sich die «Gesellschaft zur Förderung der Kunst­gewerbeschule», und sie, anfangs vom Grafen Zichy, später von L. Lobmeyr geleitet, hat seit drei Jahrzehnten durch Stipendien verschiedener Art, sowie durch die Ermöglichung von Studienreisen unter der Führung von Professoren höchst erspriesslich gewirkt. So ist ihr die Aufnahme der herrlichen Innenausstattung des Schlosses Veithur ns in Tirol, einstigen Besitzthums der Fürstbischöfe von Brixen (jetzt Eigenthum des regierenden Fürsten von Liechtenstein, des bewährten Gönners des Oesterreichischen Museums) zu danken. Der Staat, Landes- und städtische Behörden, Corporationen und Privatpersonen schlossen sich diesen Bestrebungen durch Stiftungen an und halfen so mit, so vielen unbemittelten Talenten die Wege zur künstlerischen und wissenschaftlichen Ausbildung zu ebnen.

Die Ausgestaltung der Schule wurde stets im Auge behalten. Der letzte Chemiker der ärarischen Porzellanfabrik, Franz Kosch, erhielt hier ein Laboratorium und damit einen seinen Kenntnissen angemesseneren Wirkungskreis als den, der ihm nach Auflösung der Fabrik von der Tabaksregie zugewiesen worden war; damit wurde zugleich einem dringenden Bedürfnisse vieler Industriezweige abgeholfen, die in der gewerblichen Chemie praktisch erfah-

157