rene Mitarbeiter brauchten. Lehrstühle wurden eingerichtet für Anatomie, für Kunstgeschichte und Geschichte der Kunsttechnik, für Holzbildhauerei, für das Treiben und Ciseliren der Metalle, für keramische und Emailmalerei, für Ornamentation der Textilstoffe; der Central - Spitzen- curs und die Kunststickereischule wurden unter die Oberleitung der Schuldirection gestellt. War somit für die höhere theoretische und praktische Ausbildung in den verschiedensten Fächern vorgesorgt, so erhielt der Unterrichtsplan in der nunmehr «Allgemeine Abtheilung» benannten Vorbereitungsschule eine derartige Ergänzung, dass absolvirte Schüler, die nicht in eine der Fachschulen übertreten wollten, als Werkführer etc. Verwendung finden konnten. In den Sechziger- und Siebzigerjahren ging das k. k. Handelsministerium mit der Gründung von sogenannten Fachschulen in den Kronländern vor; ihnen war ebenfalls das doppelte Ziel zugedacht: Vorbereitung für den Eintritt in die Kunstgewerbeschule oder unmittelbar in die gewerbliche Thätigkeit. Der Gedanke fand überall viel Anklang, erregte in manchen Gegenden förmliche Begeisterung, und bereitwillig kamen Regierung und Volksvertretung den von allen Seiten lautwerdenden Wünschen nach Fachschulen oder Lehrwerkstätten entgegen, von denen man vorerst Beseitigung aller Unzukömmlichkeiten des Lehrlingswesens erwartete. Mit der Zeit hat eine nüchternere Auffassung Boden gewonnen. Man würdigt den Nutzen der neuen Einrichtung, erkennt aber auch die Gefahr, dass Unterrichtsanstalten zu einer Art von Staats­werkstätten werden könnten, und glaubt nicht mehr, einen idealen Ersatz für alle Werkstatt­lehre gewonnen zu haben oder gar durch Fachschulen Industrien ins Leben rufen zu können.

Wir haben der Entwicklung der Dinge, was das Schulwesen betrifft, ein wenig vor­gegriffen und kehren zur Geschichte des Oesterreichischen Museums zurück, mit dem die Geschicke der Kunstgewerbeschule aufs Innigste verwachsen blieben.

Der Bau eines eigenen Museumshauses, für welches der Kaiser einen Platz an der Ringstrasse, zwischen dem früheren Stubenthor und dem Wienflusse, bewilligte, ging zufolge der Competenz städtischer Behörden nicht ohne Schwierigkeiten von Statten, wurde jedoch im Laufe des Jahres 1871 glücklich beendigt. Das Gebäude Ferstels erfreute sich bei der feier­lichen Eröffnung durch Seine Majestät am 4. November ungetheilten, wohlverdienten Beifalls. Der in den Verhältnissen schlichte Rohbau führte an den Aussenseiten zwei prächtige, aber beinahe vergessene Arten der architektonischen Decoration wieder ein: das Sgraffito, das später an den Hofmuseen in grösserem Umfange zur Anwendung kommen sollte, und emaillirte Terracotten in Robbias Manier, beide Zierden nicht nur technisch, sondern auch in den Darstellungen beziehungsvoll für den Zweck des Hauses. In seiner inneren Eintheilung ist dieses Museumsgebäude für viele verwandte zum Vorbilde geworden. An Florentiner Palast­bauten erinnernd, umfasst es einen lichten Säulenhof, um den sich auf beiden Seiten je vier Sammlungssäle gruppiren, während gegenüber dem Eingänge eine breite vornehme Stiege zu dem Obergeschoss führt, in dem damals die Schule untergebracht wurde. Auch im Innern fehlt es nicht an malerischem Schmucke (figürlichem von Laufberger und Eisenmenger, ornamentalem von P. Isella), und immer wieder ist dieser Innenraum als einer der schönsten Wiens anerkannt worden.

Für die Eröffnung war die Jahre vorher eine Ausstellung der österreichischen Kunst­gewerbe vorbereitet worden. Das Band zwischen dem Museum und der schaffenden Industrie konnte nicht glücklicher veranschaulicht werden. Die Elitetruppen der letzteren waren voll­zählig auf dem Platze erschienen und legten weithin wirkendes Zeugniss für ihr Wollen und Können ab. Den Namen, die bereits bewährten Klang im In- und Auslande besassen, schlossen sich zahlreiche jüngere und solche an, die noch nicht Gelegenheit gefunden hatten,

158