auf einer grösseren Ausstellung in Mitbewerb zu treten, wie unter Anderen Fabriken und gewerbliche Betriebe in den Kronländern. Eine besondere Auszeichnung und zugleich eine Bürgschaft für das Gelingen hatte das Unternehmen durch den Beschluss Seiner Majestät des Kaisers vom 7. Juni 1869 erhalten, den Betrag von 50.000 fl. zur Anschaffung von einigen für den Gebrauch des Hofes bestimmten kunstgewerblichen Gegenständen zu widmen, die zuerst der Ausstellung einzuverleiben wären. Die Durchführung des Auftrages hatte Director v. Eitelberger zu leiten, Kunstgewerbeschüler sollten dabei beschäftigt werden. Wie alle diese Bestimmungen höchst ehrenvoll für das Museum und für die Wiener Kunstindustrie waren, so musste es namentlich als hocherfreulich angesehen werden, dass eine Anzahl hervorragender Geschäfte berufen wurden, ihre besten Kräfte nicht an sogenannte Ausstellungsstücke, sondern an bestimmte praktische Aufgaben zu setzen. Denn obgleich die schlimmsten Erfahrungen im Ausstellungswesen damals noch nicht gemacht worden waren, sah man bereits ein, dass die Production weder ideell noch materiell rechten Gewinn davon haben kann, wenn man bestrebt sein muss, Sachen herzustellen, die vielleicht auf Ausstellungen auffallen werden, aber nicht bestimmten Bedürfnissen genügen. In der That wurden durch den Allerhöchsten Auftrag Werke der Decorationskunst ins Leben gerufen, die als vollendete Leistungen unseres Kunstgewerbes nicht nur bei diesem Anlass allgemeine Bewunderung erregten. Alle Um­stände, die hierbei in Betracht kommen, rechtfertigen an dieser Stelle eine etwas umständ­lichere Besprechung der Arbeiten, die als Ganzes einen Markstein in der Geschichte der öster­reichischen Kunstindustrie bilden.

Zur Anfertigung bestimmt waren, wie gesagt, nur Gegenstände, die für den Gebrauch im kaiserlichen Haushalte geeignet waren, die Ausführung lag in den berufensten Händen, und sinngemäss war man bemüht, so weit als möglich alle Arten der Kunsttechnik heranzuziehen, in denen unsere Kunstgewerbsleute sich von jeher oder neuerdings als Meister fühlen durften. Die Gegenstände waren die folgenden: Ein Tafelaufsatz, entworfen von Professor Josef Storck im architektonischen und ornamentalen, von Professor Otto König im figuralen Theile. Als Spender der Genüsse für die Tafel sind Land- und Gartenbau, Jagd und Fischerei allegorisch dargestellt, zwei Schalen für Blumenschmuck bestimmt; Putten ver­sinnlichen den Frohsinn, Musik und Gesang; endlich repräsentiren zwei kleinere Aufsätze das Wasser und den Wein. Das Ganze wurde von Alois Hanusch in versilbertem und ver­goldetem Bronzeguss hergestellt, von Josef Chadt, dem einzigen Emailmaler jener Tage, verziert, Bildhauer Schindler war bei den Modellen, mehrere Zöglinge der Kunstgewerbe­schule bei der Ciselirung thätig.

Ein Trink- und Dessertservice, von L. Lobmeyr nach Storcks Entwurf in Krystall- glas ausgeführt und von O. Eisert gravirt, reiht sich im klaren Stoffe und der gediegenen Gravirung dem Vorzüglichsten an, was seit den Tagen Kaiser Rudolfs II. an böhmischem Glas im Stile der Krystallschleiferei gemacht worden ist; auch Gefässformen und Ornamente sind angemessenerweise jenen Vorbildern angepasst.

Zu dieser ersten Gruppe von Gegenständen ist ferner zu zählen ein Damasttafeltuch mit reicher rother Bordüre als erster Versuch, das eintönige Weiss der Tischgedecke wieder farbig zu beleben. Auch für dieses Stück hatte Professor Storck die Zeichnung gemacht, die Ausführung aber war von Aug. Kufferle übernommen und vortrefflich gelungen.

Eine zweite Gruppe bilden Möbel, und zwar ein Schmuckschrank und eine Eisen- cassette. Das erstere Stück, eine reizend zu nennende Arbeit, war durch das Zusammen­wirken verschiedener Kräfte ersten Ranges und die sinnige Anwendung verschiedener Arten

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