der Kunsttechnik entstanden und entspricht in jedem einzelnen Zuge dem Zwecke, das Boudoir einer vornehmen Dame zu zieren. Der Gesammtcomposition, abermals von Storck, fügen sich Figurenbilder von Laufberger, die durchaus musterhafte Tischlerarbeit von Franz Michel und Johann Eder, die Elfenbein- und Holzintarsia der Graveure Schwerdtner und Panigl und des Holzschneiders F. W. Bader harmonisch ein. Die von Valentin' Teirich gezeichnete, von Wertheim gebaute Cassette ist mit Silber­tauschirung von Ratzersdorfer decorirt und von einem geschnitzten Holzschranke umkleidet.

Schliesslich war auch der Stickkunst eine würdige Aufgabe gestellt, in einer Hinter­wand für einen Thronsessel, gezeichnet von F. Prikosowitsch: der Reichsadler in Schwarz auf goldgelbem Grunde mit schwarzer Einfassung von geschorenem Sammt, aus­geführt von Carl Giani.

Alles Treffliche aufzuzählen, was sich den genannten Gegenständen würdig an die Seite stellte, verbietet sich von selbst. Obgleich das Museum pflicht- und sachgemäss der Aufnahmsjury Strenge vorgeschrieben hatte und manche Ausstellungslustige, namentlich in den Kronländern, ihre Unzulänglichkeit erkennend, ihre Anmeldungen wieder zurückgezogen hatten, war doch in allen kunstgewerblichen Kreisen ein schöner Ehrgeiz so mächtig gewesen, dass das ganze Unternehmen bei jedem Sachkundigen und Unbefangenen grosse Befriedigung hervorrief, ganz besonders auch bei den vielen Fachmännern, die aus den Nachbarländern herbeikamen. Niemand konnte verkennen, dass die österreichische Kunstindustrie nach langer Stagnation sich in entschiedener Bewegung vorwärts und aufwärts befand. Die Aussteller fühlten Muth und Selbstvertrauen gestärkt und sprachen in einer Adresse an den Director Eitelberger die Ueberzeugung aus, dass an dem «Ehrentage der österreichischen Kunstindustrie» dem Oesterreichischen Museum der grösste Antheil zukomme. Wir dürfen uns darauf be­schränken, charakteristische Einzelheiten hervorzuheben, insbesondere wenn sie Gelegenheit bieten, neue Namen zu nennen.

Grosse Anziehungskraft übten ganze Zimmereinrichtungen aus, zu denen sich meistens mehrere Aussteller vereinigt hatten. So waren von der Firma Phil. Haas & Söhne mehrere Zimmer hergestellt in Verbindung mit Lobmeyr, Hanusch, dem Posamentir Drächsler, dem Tapezier Schuh, dem Marmorarbeiter Francini, Tischler Michel u. A., Alles unter Leitung des Professor Storck. Hier war auch die prächtige Copie eines gold- durchwirkten altpersischen Teppichs im Besitze des Allerhöchsten Hofes angebracht. Franz Schönthaler hatte im Vereine mit C. Giani, dem Ofenfabrikanten B. Ern dt u. A. ein «wohlfeiles Zimmer», von F. Schmidt & Sugg war ein Zimmer im Geschmack der deut­schen Renaissance eingerichtet.

Wie sehr die Metallindustrie sich ausgebreitet und künstlerisch gehoben hatte, be­wiesen die Bronzeausstellungen von Brix & Anders, Grüllemayer, Carl Haas, Hollenbachs Erben (Richter), Aug. Klein, dem Kunstverein für Böhmen, G. Lerl & Söhnen, Turbain, dem Maler Wachsmann in Prag, der den in Nord­deutschland so beliebten Zinkguss pflegte. Kirchliche Gegenstände, figürliche Plastik, Be­leuchtungsobjecte, Galanterie- und Bijouteriearbeiten zeigten durchwegs das Bestreben, es den französischen Erzeugnissen in Sorgfalt des Gusses und der Ciselirung gleichzuthun, und in allen Verschönerungsarten legten Schüler der Kunstgewerbeschule Zeugnis für den Einfluss dieses Instituts ab; so im Ciseliren neben C. Wasch mann, St. Sch wart z und Mayer, in der Emailmalerei Hans Macht, im Patiniren u. s. w.

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