Erst mit der Entwicklung der Eisenbahnen — das Eisenbahnnetz Oesterreichs war im Jahre 1848 1267 km, im Jahre 1896 18.000 km lang, hat sich also um das 15 fache vermehrt — und der Dampfschifffahrt ward der Uebergang der Industrie zum Dampfmaschinenbetriebe und die Möglichkeit geschaffen, die Kohlenschätze zu gewinnen und zu verwerthen. Man kann mit Recht sagen, der Kohlenbergbau Oesterreichs ist während der Regierung Sr. Majestät unseres Kaisers von kleinen Anfängen zu einer Grossindustrie ersten Ranges geworden.
Die Kohlenschätze Oesterreichs bestehen in Stein- und Braunkohlen, welche sich nicht gleich- mässig entwickelt haben. Denn die Steinkohlenproduction betrug 1851: 6. 6 Millionen, 1896: 89.3 Millionen Metercentner, hat sich also um das 15 fache erhöht, während die Braunkohlenproduction 1851: 3 . 6 Millionen und 1896: i 88. 8 Millionen Metercentner betrug, sich um das 5 2 fache erhöhte.
Die Steinkohlenproduction beschränkt sich auf wenige Gebiete in Böhmen (Kladno, Pilsen, Schatzlar), in Mähren (Mährisch-Ostrau, Rossitz), in Schlesien (Polnisch-Ostrau, Dombrau, Karwin) und in Galizien (Jaworzno).
Der Braunkohlenbergbau hat seinen Elauptsitz in Böhmen (Teplitz, Brüx, Falkenau, Komotau), dann in Oberösterreich (Wolfsegg), Steiermark (Fohnsdorf, Leoben), Kärnten (Lischa), Krain (Trifail) und Dalmatien (Siveric).
Schon aus der mächtigen Entwicklung der Production lässt sich entnehmen, dass alle Mittel der Technik und der Bergbaukunst angewendet werden mussten, um diese Production zu ermöglichen. Die Anlage tiefer Schächte zur Förderung und Wasserhaltung, die Anlage von Eisenbahnen unter Tage, die Einführung grosser Hunde, die Einführung der Sprengmittel zur Erzeugung grösserer Quantitäten, die Anlage grosser Verladungsplätze, die Errichtung grosser Separations- und Wascheinrichtungen für die Sortirung und Reinigung der Kohle, die Einrichtung rationeller Wetterführung zur Verhütung schlagender Wetter, die Einführung- verbesserter Grubenlampen, endlich die Benützung der elektrischen Kraft zur Beleuchtung der Gruben und Verladungsplätze, zum Betrieb der unterirdisch zur Wasserhebung und Förderung nöthigen Maschinen, die Anschaffung von Exhaustoren und Rettungsapparaten für in Gasen verunglückte Arbeiter, die Errichtung mit Sicherheitsvorrichtungen versehener Grubeneinfahrten (Fahrkünste), die Benützung von Diamantbohrern, die Einführung von Kohlenbrechmaschinen zum Abschremmen grösserer Steinkohlenmengen und zur Schonung menschlicher Arbeit.
Die österreichische Bergbautechnik darf stolz sein auf ihre Leistungen, welche bahnbrechend waren für die Entwicklung des Bergbaues nicht nur in Österreich, sondern auch in ausländischen Productionsgebieten.
Selbstverständlich war die Entwicklung des Kohlenbergbaues in den einzelnen Kronländern der Monarchie eine verschiedene, da dieselbe mit dem Vorkommen und der Eignung der Kohle innig zusammenhängt und von der Entwicklung des Eisenbahnnetzes bedingt war. Nachstehende Ziffern geben ein Bild dieser Entwicklung:
Die Kohlenproduction in Metercentnern betrug in:
1851
1861
1871
1881
1891
kO
Oh
00
Niederösterreich .
66 i .238
1,276.329
154.228
628.720
537.379
573.291
Oberösterreich .
414.670
934.709
2,630.905
2,716.328
3,873.952
3,893.8l3
Steiermark ....
976.620
4.778-515
11,128.789
16,404.338
23,214.973
24,389.635
Kärnten.
235.609
560.503
780.406
8I5-579
680.548
815.405
Krain.
127.621 .
509.262
1,462.356
1,233.670
1,490.620
2,338.657
Küstenland ....
40.688
136.220
333.087
672.235
826.820
636.947
Tirol.
67.139
48.705
228.794
149.424
307.776
233.000
Böhmen.
5,197.648
20,459.284
56,788.346
100,099.687
i6 7,474-9 68
192,987.338
Mähren.
1,430.489
2,742.296
5.943.251
8,938.599
12,802.928
19,569.047
Schlesien.
Ï, 954.221
5,498.064
9,523.101
17,501.560
35,370.724
3 7>4 6 7-°5 8
Galizien.
400.279
1,217.826
2,821.231
3,472.034
6,577.623
7,922.803
Dalmatien ....
99.589
79-497
78.876
284.503
601.267
753.507
Aus diesen Ziffern ergibt sich: Nur in einem einzigen Kronlande (in Niederösterreich) hat sich die Kohlenproduction vermindert, in allen anderen hat sie stetig und mächtig zugenommen, und zwar hat sie sich
Die Gross-Industrie. I. 23
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