im fürstlichen Besitz befindliche Kohlenbergwerk Feeberg durch den Ankauf der Hummerschen Bergwerke be­deutend erweitert. Zahlreiche Schürfungen auf Kohlen hatten geringen Erfolg. Von grösserer Bedeutung war nur die Auffindung der Anthrazitlager in Turrach.

Die vermehrte Verwendung fossiler Brennstoffe bei den Hüttenprocessen und der zunehmende Bahnbau hatten ungeheure Verschiebungen in den Productionsstätten zur Folge. Die alten Hämmer konnten die Con- currenz mit den neuen Walzwerken nicht aufnehmen, und so sehen wir die einst blühende fürstliche Hammer­industrie seit den Siebzigerjahren im Verfalle. Mit der successiven Auflassung der Hämmer begann die Re­form. Es erfolgte zunächst 1872 der Bau einer modernen Hochofenanlage in Trofaiach, einige Jahre darauf (187g) die Errichtung eines Walzwerkes in Unzmarkt. Zur Deckung des Erzbedarfes für Trofaiach wurde 1887 auch das Radwerk Nr. 4 in Vordernberg und 1892 der Eisensteinbergbau Grillenberg in Niederösterreich erworben. Schon i8g3 und 1894 wurde das Walzwerk in Unzmarkt einem vollständigen Umbau unterzogen und auf eine bedeutend vergrösserte Production eingerichtet. Um eine bessere Roheisenverwerthung zu erzielen und der zunehmenden Nachfrage nach Flusseisen zu genügen, entschloss sich der regierende Fürst, eine Martinhütte in Trofaiach zu erbauen, welche mit December 1. J. dem Betriebe übergeben wurde, sowie auch auf dem Werke Turrach zahlreiche Verbesserungen und Neuherstellungen durchzuführen.

Gegenwärtig umfasst der fürstliche Montanbesitz die Werke Turrach, Murau, Unzmarkt, Vordernberg und Trofaiach mit den Eisensteinbergbauen Handlalpe und Grillenberg. Die Anlage in Turrach besteht aus dem Hoch­ofen, der Bessemerhütte und der Giesserei. Der Hochofen verhüttet die ausgezeichneten Brauneisensteine der dortigen mächtigen Erzlager. Die Erzröstung erfolgt theils in Schacht-, theils in Flammöfen. Das 1897 neu aufgestellte Gebläse kann sowohl durch Wasser- als durch Dampfkraft betrieben werden. Die Bessemerhütte enthält 3 Con­verter mit je 25 q Einsatz. Zum Betriebe des Bessemergebläses dient eine Zwillingsdampfmaschine. Die geräumige Gusshalle ist neu erbaut und besitzt 1 Cupolofen und 1 Laufkrahn von 8 t Tragkraft. Die Jahresproduction beträgt 3o.ooo35.000 q Graueisen, das theils verkauft, theils auf Bessemerstahl und Gusswaaren weiter verarbeitet wird. Der Arbeiterstand ist 200.

Die beiden Murauer Hämmer beschäftigen sich hauptsächlich mit der Erzeugung von Guss- und Frisch­stählen. Die Herstellung des letzteren erfolgt nach der Kärntner Methode aus Turracher Graueisen und bildet derselbe nebst Puddelstahl auch das Hauptmaterial für die Gussstahlerzeugung. Die Jahresproduction beträgt circa 2000 q bei einem Arbeiterstande von 40 Mann.

Das Walzwerk in Unzmarkt benützt die mächtige Wasserkraft der Mur und hat die Aufgabe, die von Turrach und Trofaiach producirten Rohmaterialien zu raffiniren. Zur Erzeugung der Eisenhalbfabrikate dienen 2 Frischfeuer und 4 Puddelöfen nebst 1 Dampfhammer und 1 Luppenwalzwerk. Dieselben werden dann in 2 Siemensgasöfen auf Schweisshitze gebracht und auf einer Mittel- und einer Feinstrecke zu Stab- und Bandeisen ausgewalzt. Der Antrieb beider Strecken erfolgt durch eine Girardsche Doppelkranzturbine, und zwar der der Mittelstrecke direct, jener der Feinstrecke aber mittels Hanfseilen von 50 mm Stärke. Die Jahresproduction beträgt circa 55.00060.000 <7 Stabeisen und Flussstahl, der Arbeiterstand 200.

Die Hochöfen Nr. 4 und 12 in Vordernberg besitzen je einen Erzantheil am Erzberg und sind für Holzkohlen­betrieb eingerichtet. Sie sind gegenwärtig ausser Betrieb, da ihre Erze in Trofaiach verschmolzen werden. Die Eisenwerke in Trofaiach bestehen aus Hochofen und Martinhütte. Der Hochofen ist 15-8 m hoch und auf eine tägliche Erzeugung von 3o40 t zugestellt. Das Gebläse ist eine liegende Zwillingsmaschine mit Antrieb durch ein eisernes, oberschlächtiges Wasserrad von 8 m Durchmesser- Statt des letzteren kann auch eine Hochdruck­maschine von 120 HP mittels Vorgeleges mit dem Gebläse in Eingriff gebracht werden, um auch bei Wassermangel die gleiche Production zu erzielen. Die Winderhitzung erfolgt in einem Gierschen Röhrenapparat, die Erzröstung in 14 Fillaferschen Gasöfen. Wassertonnen-Aufzüge vermitteln den Transport auf die Gicht und die Verladung in die Eisenbahnwaggons auf dem Schleppgeleise, durch welches das Werk mit dem Bahnhofe verbunden ist. Die Martinhütte enthält einen basisch zugestellten Martinofen auf 10 t Einsatz. Die ganze Betriebsanlage ist mit hy­draulischem Druck von 50 Atmosphären ausgestattet. In dem Martinofen wird dem Hochofen flüssig entnommenes Roheisen im Wege des Erzoxydationsprocesses unter Zusatz von höchstens 25 0 0 Alteisen zu Flussmaterial verfeinert. Die Production an weissem Holzkohlenroheisen beträgt 90.000100.000 q, an Martinblöcken 40.00050.000 q, der Arbeiterstand 100.

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