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Die Groß-Industrie Oesterreichs : Festgabe zum glorreichen fünfzigjährigen Regierungs-Jubiläum seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I. dargebracht von den Industriellen Österreichs 1898 ; Erster Band
Entstehung
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TRIFAILER KOHLENWERKS-GESELLSCHAFT.

ie Trifailer Kohlenwerks-Gesellschaft wurde im Jahre 1873 gegründet und vollendet sonach heuer das 25. Jahr ihres Bestandes. Die Stammwerke bestanden aus den früher ärarischen Vodestollen und den Pongratzschen, vormals Mauerschen Werken, im Trifailer Thale im südlichen Theile Steiermarks, an der Grenze gegen Krain nächst der Südbahnstation Trifail, in einer Gesammt- ausdehnung von 78 Grubenmassen.

Das Gesellschaftscapital wurde zuerst auf 1,500.000 fl. festgesetzt und zufolge Beschlusses der ersten ordent­lichen Generalversammlung auf 3,000.000 fl. erhöht. Nachdem die Erträgnisse der ersten Jahre zur Zahlung von Kaufschillingsresten und zur theilweisen Bestreitung der noch erforderlichen Investitionen verwendet werden mussten, wurden die Dividenden den Actionären nicht in Baarem, sondern in neuen Actien verabfolgt. Zur vollen Deckung der vorerwähnten Investitionen wurde im Jahre 1874 ein 5°/ 0 iges Prioritätsanlehen im Betrage von 5 Millionen Francs in Gold aufgenommen.

_ Im Jahre 1875 wurde zum Zwecke der Ausnützung des beim Trifailer Tagbaue gewonnenen Abraum­materiales die Errichtung einer Cementfabrik daselbst beschlossen, welche Fabrik im darauffolgenden Jahre gebaut und im Jahre 1876 in Betrieb gesetzt worden ist.

Eine weitere Erhöhung des Actiencapitals, und zwar auf 6,000.000 fl. erfolgte im Jahre 1880, als die an Trifail gegen Osten und Westen anstossenden Werke Sagor und Hrastnigg von der Trifailer Kohlenwerks- Gesellschaft käuflich erworben wurden. Zu diesem Zwecke wurde ausserdem ein 5°/ 0 iges Prioritätsanlehen in der Höhe von 2-4 Millionen Goldgulden aufgenommen.

Der leitende Gedanke, die Trifailer Kohlenwerks-Gesellschaft durch entsprechende neue Erwerbungen zu ver- grössern und zu einer mächtigen, der inländischen Concurrenz und dem englischen Importe die Spitze bietenden Gesellschaft zu gestalten, führte im Jahre 1881 zur Erwerbung der Steinkohlenwerke Carpano und Vines in Istrien.

Bei diesem Anlasse wurde das Actiencapital neuerdings auf 7,000.000 fl. erhöht und ein 5 °l 0 iges Prioritätsanlehen im Betrage von 1 Million Goldgulden contrahirt.

Während die Gebahrung in den ersten neun Geschäftsjahren einen, wenn auch mässigen Gewinn auswies, schloss die Bilanz des Jahres 1882 mit einem Verluste, da eine erhebliche Anzahl von ausstehenden Forderungen, welche aus der Geschäftsführung der früheren Jahre herrührten, als uneinbringlich abgeschrieben und andererseits nicht unbedeutende Auslagen, welche nach der Uebung der früheren Jahre auf Anlageconto hätten gebucht werden können, angesichts der hohen Belastungen der entsprechenden Capitalsconti aus dem Betriebe gedeckt wurden.

Im Jahre i883 wurde eine Reduction des Actiencapitals von 7,000.000 fl. auf 4,900.000 fl. im Wege der Abstempelung beschlossen, um gewisse vom Ministerium verfügte Eliminirungen von Activposten, sowie die Re- ducirung der Buchwerthe einzelner als Apertinenzien der Kohlenbergwerke sich darstellenden Vermögensobjecte auf die effectiven Werthe durchzuführen. In demselben Jahre wurde die Dividendenzahlung wieder aufgenommen. Im darauffolgenden Jahre sah sich die Gesellschaft veranlasst, das benachbarte Kohlenbergwerk Liboje-Buch- berg bei Cilli auf eine Reihe von Jahren zu pachten und sich zugleich das Ankaufsrecht zu sichern.

Eine weitere namhafte Vergrösserung des Montanbesitzes erfolgte im Jahre 1885 durch den Ankauf der krainischen Kohlenwerke in Gottschee. Hiefür war in erster Linie der grosse Reichthum an tagbaumässig zu gewinnenden Kohlen und in zweiter Linie der Umstand massgebend, dass die nutzbringende Verwerthung dieser überaus reichen Kohlenmittel die Ausführung des Baues der Unterkrainer Bahnen ermöglichte und deren Ren­tabilität sicherstellte. Weiters wurde im gleichen Jahre behufs Arrondirung des Kohlenbesitses von Trifail und Hrastnigg eine Transaction in Ansehung des zwischen diesen Werken eingekeilten Bergbaues Oistro durchgeführt, durch welche die Gesellschaft Miteigenthümerin dieses Werkes wurde. Durch eine weitere Transaction wurde der Gesellschaft ein ausreichender Einfluss auf die in und um Krapina befindlichen Kohlenwerke gesichert. Im selben Jahre wurden die bosnischen Kohlenwerke in Banjaluka und Omarska angekauft, um eine Concurrenzirung der Trifailer Kohle in ihrem Absatzgebiete gegen Sissek und Agram durch bosnische Kohle hintanzuhalten.

Angesichts der consolidirten finanziellen Lage der Gesellschaft und in Anbetracht des Umstandes, dass die fixirten Amortisationsquoten der Prioritätsanlehen mit dem unter Zugrundelegung der normalen Productions- ziffer auf mehr als 200 Jahre reichenden Kohlenvermögen nicht im richtigen Einklänge standen, wurde eine Er­streckung der Amortisationsdauer angestrebt und thatsächlich im Jahre 1889 bei der Regierung auf Grund

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