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verbunden, in Trockenräume gebracht und darnach in Packräumen zu Bündeln ver­packt wird.

Die Arbeit an der Karde ist leicht und fordert keine Vorkenntnisse, jene aber an den beiden folgenden Maschinen will gut geschulte, intelligende Kräfte. Die Feinspinn­maschine bedingt grosse Fingerfertigkeit und Rührigkeit. Die Zwirnmaschine erheischt grosse Aufmerksamkeit, da das Uebersehen gerissener Fäden die Zwirngarne unegal und daher unbrauchbar macht.

In der Fabrik von Albert Neumann & Sohn zu Bielitz entfallen von den daselbst beschäftigten 500 Arbeiterinnen ungefähr je 19 Perc. auf das Hecheln und Vorbereiten (Strecken), 9 Perc. auf das Sortiren, 40 Perc. auf das Spinnen, 13 Perc. auf das Weifen.

Bei dem Sortiren werden Frauen von 40 bis 70 Jahren, bei dein Weifen von 25 Jahren aufwärts, bei dem Strecken von 20 Jahren aufwärts, bei dem Feinspinnen hingegen nur Mäd­chen von 14 bis 18 Jahren verwendet.

Die Lohnsätze bewegen sich bei dem Hecheln zwischen 50 und 70 kr., bei dem Sortiren zwischen 35 und 38 kr., bei dem Feinspinnen, entsprechend den 4 Olassen der verwendeten Arbeiterinnen, zwischen 25 bis 50 kr., und sie betragen bei der ersten Strecke 40, bei der zweiten 55 kr., bei dem Weifen 45 kr. per Tag.

Das zum Verweben kommende Garn, wird, je nachdem es Ketten- oder Schussgarn ist, von der Scheer- oder der Spülmaschine übernommen. Bei der ersteren haben zwei Arbeiterinnen die am Spulenkasten aufgesteckten 1500 bis 2000 Spulen in der Weise zu überwachen, dass beim Ausgehen einer Spule oder beim Reissen eines Fadens die Ma­schine sofort eingehalten und für Ersatz oder Anknüpfen gesorgt wird.

So vorbereitet gelangt das Garn an den Webstuhl. Die Kette wird in Blatt und Geschirr Faden für Faden eingezogen und die mit der Schuss-Spule gefüllte Schütze eingelegt. Im Falle die Kette reisst, hat die Arbeiterin anzuknüpfen, im Falle des Ausgehens der Schuss-Spule für Ersatz zu sorgen. Zu den sämmtlichen, der Weberei angehörenden Manipulationen werden nur erwachsene, tüchtig geschulte Personen verwendet, die nach der geleisteten Arbeit entlohnt werden.

Jute - Industrie. *)

Die Industrie der Verarbeitung von Jute zu Garn und Geweben, welche in Oester­reich erst vor wenigen Jahren Eingang, dann aber rasche Verbreitung gefunden, bietet ein grosses Feld für Frauenarbeit, da die ganze Arbeit von der Sortirung der rohen Jute und deren Herrichtung zum Spinnen angefangen, das Spulen, das Weben, endlich das Nähen von Getreide-, Mehl- und anderen Säcken ausschliessend und mit grösstem Vortheile von Frauen geleistet werden kann.

Dieselben eignen sich zu diesem Industriezweige deshalb in hohem Grade, weil die Arbeit keine körperlich anstrengende ist, sondern nur einestheils in der sorgfältigen Ueber- wachung der selbstarbeitenden Maschinen und in dem Anknüpfen der gerissenen Fäden, andererseits in Hand- und Maschinen-Näharbeit besteht, welche ohnehin den meisten Frauen geläufig ist.

*) Die relative Neuheit dieser Industrie, deren vielversprechender Beginn eine reiche Entwicklung ver­spricht, dürfte es rechtfertigen, dass hier eine Skizze ihrer Gestaltung in Oesterreich angefügt wird.