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In der Fabrik von Hermann Uffenheinier in Innsbruck sind 20 Arbeiterinnen be­schäftigt, im Falle des Bedarfes werden bis zu 40, welche in der Fabrik herangebildet wurden, ausser dem Hause beschäftigt. Der tägliche Verdienst beträgt 55 kr. bis l fl. 10 kr. Die Lehrmädchen müssen mindestens 14 Jahre alt sein und erhalten während der mindestens 1 Jahr dauernden Lehrzeit nur ganz tadellose Arbeiten vergütet.

Die Spitzen-Inclustrie.*)

Die Spitzen-Industrie ist nach Oesterreich, und zwar zuerst nach Böhmen, aus Sachsen eingeführt worden, wo zu Annaberg Barbara Uttmann im Jahre 1561 die Anwendung der Klöppel, kleiner dünner Spulen, auf welchen der Faden aufgewickelt ist, entweder er­fand, oder was wahrscheinlicher ist verbesserte und verbreitete.

Die Nachricht in einer Chronik von Annaberg, dass im Jahre 1568 daselbst bei einer Seuche allein 800 Klöpplerinnen gestorben sind, lässt auf eine rasche Verbreitung dieses Gewerbes schliessen. Noch im sechzehnten Jahrhunderte soll die Zahl der Klöpp­lerinnen auf 10.000 gestiegen sein. Von da ab fehlen statistische Angaben bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts.

Im Jahre 1785 zählte man in Böhmen 12.427 Spitzenklöppler, im folgenden Jahre 13.903; davon kamen auf die Zahl der auf dem Erzgebirge mit der Spitzenerzeuguug Beschäftigten 11.991, im Budweiser Kreise 48, im Bunzlauer 448, im Klattauer 416, im Königgrätzer 362, im Pilsner 201, im Prachiner 40 und in der Hauptstadt Prag 307.

Im Jahre 1788 hatte Böhmen 14.807, im Jahre 1792 18.000 Spitzenklöppler.

Auch in anderen Ländern der österreichischen Monarchie wurde die Spitzenklöppelei betrieben.

J. C. Bisinger in seiner General-Statistik des österreichischen Kaiserthums vom Jahre 1807 führt an, dass die Spitzenklöppelei in Mähren zu Holleschau, daun in Krain betrieben werde, wo zu Idria allein jährlich um 12.000 Gulden Spitzen verkauft wurden. Der Spitzen­handel nehme aus Krain seinen Zug nach Italien, insbesondere nach Sinigaglia,

Auf dem Erzgebirge, und zwar im Eibogner und Saazer Kreise, betrug nach Bisinger im Jahre 1807 die Zahl der Spitzenklöppler 17.000.

Stephan Edler von Keess in seiner Darstellung des Fabriks- und Gewerbewesens in seinem gegenwärtigen Zustande (1824) bemerkt, dass im Eibogner Kreise Böhmens 12.000 und im Saazer Kreis 2000 bis 3000 Menschen mit dem Spitzenklöppeln beschäf­tigt waren.

Die Einführung der wohlfeilenMaschinenspitzen hat eine solche überwältigende Concurrenz gebracht, dass die Spitzenerzeugung in allen Ländern Oesterreichs auf die Hausindustrie herabgedrückt wurde; nur auf dem böhmischen Erzgebirge erhielt sie sich als Gewerbe und entwickelte sich in der neuesten Zeit zu einem ausgedehnten Fabrikszweig.

Zwei Umstände ermöglichten dies: Einerseits der Zusammenhang mit der schwung­haften Spitzen-Industrie im benachbarten Sachsen, andererseits die leichte Beweglichkeit, mit welcher die Arbeiterhände auf dem Erzgebirge die Beschäftigung wechseln.

*) Wir verdanken diese Darstellung Herrn Dr. Ferdinand Stamm