Die Erzeugungsweise der Spitzen ist eine sehr verschiedene, das Gemeinsame ist der durchsichtige Grund mit einem Muster aus stärkeren oder dichter liegenden Fäden.

Der durchsichtige Grund kann aus einem Gewebe hergestellt werden, aus dem man einzelne Fäden auszieht und dichte Stellen als Ornament stehen lässt oder hineinstickt, eine V erfahrungsweise, wie sie in Mähren und in der Hausindustrie anderer Länder Oester­reichs angewendet wird. Ein anderes Verfahren besteht darin, dass man den Grund quadratisch netzt, oder auf dem Bobbinetstuhle als Vieleck webt, oder mit der Nadel näht, oder mit Klöppeln schlingt.

Auf diesem Grunde wird das Muster oder das Ornament entweder eingewebt (Maschinen­spitze), oder mit Klöppeln, auf welchen der Faden wie auf einer Spule aufgewickelt liegt, eingeschlungen und eingellochten (Klöppelspitze), oder mit Nadeln hineingenäht (Nadel- Spitzen, Points), oder als besonders gefertigtes Ornament eingestickt und aufgenäht (Appli­cation oder Blumennäherei).

Die Klöppel sind drei Zoll lange, hölzerne Spulen von der Stärke eines Gansfeder­kiels, auf welchen der Faden aufgewickelt ist. An der Spitze hat die Spule ein kleines Knöpfchen, welches bei dem Gebrauche des Klöppelns das Abrutschen des Fadens verhin­dert. Der untere Theil endet mit einem stärkeren Wulste, auf welchem die hölzerne Hülse (das Dütchen) aufsitzt, zu dem Zwecke, um den auf dem Klöppel aufgewickelten Faden vor Staub und vor der schwitzenden Hand der Arbeiterin zu schützen.

Die Breite der in Angriff genommenen Spitze entscheidet über die Anzahl der zu verwendenden Klöppel; zur schmälsten Spitze sind wenigstens acht Klöppel mit eben so vielen Fäden nothwendig, um die Verschlingungen des Netzes auszuführen, das eine Masche (von den Erzgebirgs-KlöpplerinnenSchlag genannt) bildet. Die Maschen, aus welchen der Grund der Spitze besteht, sind verschieden, enger, weiter, vier- oder sechsseitig, leer oder gefüllt und schon diese Verschiedenheit gibt dem Grund ein Muster. Nun wendet man mehrere dickere Fäden (Einschlagzwirn) an, welche, auf besondere Klöppeln aufgewickelt, in den Grund mit eingeschlungen werden. Die Arbeit selbst ist schwer zu beschreiben. Wer einer Köpplerin das erste Mal zusieht, wie sie an einem Klöppelpolster mit hundert und mehr Klöppeln hantirt und dieselben, zu vier bis acht und mehr zwischen den Fingern vertheilt, durch einander wirft, dem kommt die Arbeit vor, als ob die Hände in dem laut klirrenden Haufen Klöppel herumwühlten, und dabei sieht er aus den wimmelnden Ver­schlingungen Masche an Masche hervorgehen. Jede Masche wird mit einer Stecknadel auf der Unterlage von rothem Kartenpapier, das zugleich die Zeichnung und die für die Stecknadeln vorgestochenen Löcher trägt, auf dem Polster befestigt und die Fäden waren zu einer neuen Verschlingung genetzt. So nimmt die Klöpplerin der Keihe nach, von rechts nach links und wieder von links nach rechts, immer eine neue Anzahl Klöppel, um neue Maschen aneinander zu fügen und die Arbeit geht so rasch, dass von einer etwa einen halben bis einen Zoll breiten Spitze täglich mehrere Ellen fertig werden. Je breiter und verzierter die Spitze, desto langsamer schreitet die Arbeit vor.

Der Verdienst der Arbeiterin hängt von dem Fleisse und der Geschicklichkeit ab^ denn alle Spitzenarbeit wird nach dem Stücke gezahlt. Die Höhe des Lohnpreises rich­tet sich nach dem Verhältnis der Nachfrage und die Arbeiterin hängt fast immer vom Spitzenhändler ab, welcher den Preis selten auf die Höhe des gewöhnlichen Taglolmes hebt, weil er weiss, dass die Klöpplerin es vorzieht, zu Hause in der Stube zu sitzen, als im Freien zu arbeiten. Nur selten, bei starker Nachfrage, steigt der Klöppellohn im Allgemeinen über den gewöhnlichen Taglohn, und nur sehr-geschickte Arbeiterinnen ver-