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kalten Wasser gut ausgewaschen, etwas gebläut, ausgepresst und in der Luft so lange hin- und hergeschwungen (gewachelt), bis die Haare ordentlich aufgegangen und die Feder ganz trocken ist.

Hierauf nimmt man ein kleines scharfes Messer und schneidet auf der rückwärtigen Seite der Feder die starke, das Haar etwas überragende Kippe (Kiel, Schaft) der Länge nach weg; dadurch verliert die Feder die Steifheit, lässt sich biegen und bekommt Schwung. Bei kleinen Federn erzielt man dies auch durch Ausschaben der Rippe mittelst der scharfen Kante eines Glasstückes.

Nach dieser Arbeit werden die an beiden Seiten der Rippe stehenden Haare der Feder (Fahne, Bart) mit einem stumpfen Messer eingekraust; um die nöthige Gleich­förmigkeit zu erzielen, werden die eingekrausten Haare über einen leicht erwärmten Kolben gekämmt. Nunmehr muss die Feder, wenn man die Rippe nicht sehen soll, überlegt werden. Zu diesem Zwecke nimmt die Arbeiterin mittelst eines stumpfen Messers, der Länge nach, immer einige Haare aus der Reihe und biegt sie so nach oben, dass sie in Schnecken­windungen über die Rippe zu liegen ko mm en und diese ganz bedecken; hierauf durchsticht man den Stempel der Feder mit einer Nadel, zieht Draht durch, umwickelt denselben mit Papier, und die Feder ist fertig.

Das gleiche Verfahren findet auch bei grauen und schwarzen Straussfedern Anwendung, nur werden erstere in den meisten Fällen, letztere immer früher gefärbt. Weisse Federn werden nur dann gefärbt, wenn es sich um besondere Modefarben (Blau, Rosa, Violett etc.) handelt.

Ist das Haar einer Feder nicht dicht genug, oder ist die Feder fehlerhaft, sind Lücken darin, so werden zwei und selbst drei Federn übereinander genäht und dann ge­kraust; dies geschieht sowohl bei kurzen als bei langen Federn.

Lange Federn nennt manBlattfedern (Amazonen), kurze Federn, meistens zu drei Stücken in einen Bimd vereinigt, heissenPanachen. Von beiden Sorten unterscheidet man einfache und genähte.

Das Haar der Straussfedern wird auch vielfach zur Anfertigung von Phantasiefedern verwendet. Man macht daraus Maschen, Fransen, Quasten etc. Die Feder wird ferner mit­telst Maschine gedreht und an das Haar einer anderen Feder geknüpft oder geklebt; die so verbundenen Federn heissenPleureusen. Auch Stücke von Straussfedern werden bis zur Länge von einigen Ellen aneinander genäht; man nennt diessBordüren, die zum Aufputz von Damenkleidern verwendet werden.

Es gibt auch eine amerikanische Straussfeder,Geierfeder genannt. Die Bearbeitung dieser Sorte erfolgt auf ähnliche Weise wie jene der eigentlichen (afrikanischen) Straussfedern; die Geierfeder ist aber von minderer Qualität.

Vielfach werden auch lockere weisse Flaumfedern,Marabu genannt, verarbeitet. Man verwendet sie zu Phantasiefedern. Es werden an dieselben die Spitzen von kleinen weissen oder gefärbten Taubenfedern, ferner ganz kleine Seidenfleckchen oder dergleichen angeklebt; auch werden davonBordüren für Ballkleider gemacht.

Weniger mühsam als die bisher geschilderten Manipulationen ist die Bearbeitung der Federn des Edelreihers. Die Feder wird einfach geputzt oder gefärbt und etwas ge­bogen, worauf 6 bis 8 Stück (Federn) zusammengebunden und am Ende mit einem Büschel von Strausshaaren sowie auch mit anderen Federn in Verbindung gesetzt werden.

In ähnlicher Weise erfolgt die Verarbeitung der Federn des Paradiesvogels, des Fasans, des Hau sh ah ns, der Taube und anderer Vögel.