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Hievon entfallen auf das Sortiren des Bruchglases 20, Pulverisiren der diversen Rohmaterialien 30, Reinigen des Glases 10, Poliren des Goldes und Nebenarbeiten 10, Einbinden 30 Percent.

Eine besondere Besprechung erfordert die auf die Erzeugung von Lustersteinen und Glassohmuck gerichtete Raffinirung des Glases.

Erzeugung von Lustersteinen und Glasschmuck.

Dieser Zweig der Glasindustrie, hauptsächlich in den Bezirken Gablonz und Tannwald in Böhmen betrieben, beschäftigt sehr viele weibliche Arbeits­kräfte. Sie werden zwar nicht bei der Erzeugung des Rohglases (Glasstäbe &c.), wohl aber bei der Raffinirung desselben verwendet. Letztere umfasst zwei von einander ganz verschiedene Kategorien von Arbeiten, nämlich die Glasschleiferei und die Perlblaserei (Anfertigung gewickelter Perlen).

«) Glasschleiferei.

Die hier vorkommenden Arbeiten sind: das Schärfen, Schneiden und Poliren von Prismen, Wachteln, Pendeloquen und dergleichen Gegenständen von Glas. Diese Manipu­lationen erfolgen in Schleifereien, die mittelst Wasserkraft betrieben werden.

Die Schleifwerke enthalten sogenannte Radstühle, die aus einem Kantner beste­hen, auf dessen beiden Enden viereckige Kasten angebracht sind. In diesen Kasten sind eiserne Scheiben zum Schärfen in wagrechter Stellung; ferner Schleifsteine zum Schneiden und Scheiben aus Pappelholz zum Poliren. Die Scheiben sind mittelst Riemen mit dem sogenannten Vorgelege verbunden; letzteres besteht aus Holzscheiben, welche stufenförmig gedreht sind, damit nach Bedarf der Schnelligkeit der Umdrehung der Scheiben der Riemen gestellt wird. Das Gestelle befindet sich in der Mitte des Radstuhles an dem Kantner und ist durch einen Gurt mit der Riemenscheibe der Transmission verbunden.

Die Schärfer sind diejenigen Arbeiter (Arbeiterinnen), welche das Rohglas mit Sand bearbeiten, das heisst: auf der eisernen Scheibe des Kastens. Auf diesen Kasten wird ein Fass gestellt, in dem feingesiebter, weicher Sand mit Wasser angemacht ist. Der nasse Saud wird mit der einen Hand auf die Scheibe aufgetragen, während mit der anderen Hand der zu schleifende Gegenstand auf die Scheibe gehalten wird, und zwar so lange, bis der Gegenstand derart geformt ist, dass er der weiteren Ausfertigung ent­gegengeführt werden kann.

Ist das Schärfen vorbei, so ist der Gegenstand rauh und matt; er geht nunmehr an den andern Kasten über, in welchem sich der Schleifstein befindet. Auf dem Kasten über dem Steine ist ebenfalls ein Gefäss mit Wasser, das, durch ein Rohr abfliessend, tropfen­weise den Stein benetzt. Auf diesen Stein wird nun der vom Sand geschliffene Gegenstand gehalten und dadurch feiner und glätter.

Von da geht der Gegenstand auf die Holz- oder Polirscheibe. Diese Scheibe, welche wagrecht im Kasten angebracht und abgedreht ist, wird mit im Wasser aufgelös­tem Trippei bestrichen; sodann wird der Gegenstand auf die Scheibe gehalten, welche eine schnelle Umdrehung hat, wodurch der Gegenstand eine solche Hitze erhält, dass Glas- theilchen an der Oberfläche nahezu zum Schmelzen kommen. Durch diesen Process wird der Glanz oder Spiegel erzielt.