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d) Das Kratzen.

Nach der Vergoldung übernehmen andere Mädchen den Gegenstand zum Reinigen (Kratzen genannt), welches vermittelst mehr oder minder steifer, jedoch elastischer Messing­drahtbürsten, die man in schlechtes Bier oder in einen Absud von Seifenwurzel taucht, vollzogen wird. Durch dieses Bürsten wird ein dem Gegenstände etwa anhaftender Schmutz oder die matte Haut, die sich oft bei der galvanischen Vergoldung anlegt, entfernt und zugleich ein schönes Feuer der Vergoldung erzielt. Bei der Arbeit ist nur darauf zu achten, dass der Gegenstand seinem Schliffe entsprechend gekratzt werde.

Wochenlohn von 4 ' /2 bis 6 11., im Durchschnitte 5 11.

Alle unter a bis d erwähnten Arbeiten erfordern weder Vorkenntnisse noch besondere Geschicklichkeit, sondern nur Pünctlichkeit und Ordnungssinn. Bei einem aufmerksamen Zusehen wird die Arbeit leicht erlernt. Angezeigt erscheint es aber, bei der Wahl der Arbeiterinnen in den Vergolder-Abtheilungen auf eine kräftige Körperconstitution zu sehen, da trotz aller Vorsicht die aus den ätzenden Chemikalien, namentlich bei Witterungswechsel, sich entwickelnden Dämpfe eingeatlnnet werden. Audi eine gröbere Haut ist mehr geeignet, zumal Verletzungen bei diesen Arbeiten schwerer und langsamer heilen.

Die Arbeiterinnen stehen in einem Alter von 14 bis zu 40 Jahren.

e) Das Aus spar eil.

Bei dem Vergolden kommt es häufig vor, dass an einem und demselben Gegenstände einzelne Stellen vergoldet, andere versilbert oder oxydirt erscheinen sollen. In solchen Fällen wird der Gegenstand zuerst ganz vergoldet, dann aber die Vergoldung, mit Aus­nahme jener Stellen, welche oxydirt oder versilbert werden sollen, mit Asphaltlösung genau überstrichen und der Gegenstand hierauf in das Silberbad zur Versilberung oder Oxydirung gesetzt. Ist dies geschehen, so wird der Gegenstand wieder aus dem Silberbade gehoben, die Asphaltlösung weggebracht und der Gegenstand gekratzt. Diese Beschäftigung erfordert Aufmerksamkeit und Genauigkeit nebst einer sicheren Hand, um die verschiedenen gravir- ten Dessins oder Reliefverzierungen in scharfen Umrissen darzustellen, was nur durch das genaue Aussparen und ein genaues gleichmässiges Ueberstreichen mit dem Asphaltlack er­zielbar ist.

Wochenlohn von 6 bis 9 fl., durchschnittlich 7 fl.

2. Poliren der vergoldeten oder versilberten Gegenstände.

Die Vergoldung oder Versilberung erscheint nach der jetzt gebräuchlichen Methode in mattem Ton, der durch eine besondere, von Männern verrichtete Arbeit (das Moiriren) bewirkt wird. Soll aber die Vergoldung glänzend erscheinen, so muss der Gegenstand polirt werden. Dieses Poliren verrichten Mädchen, und es geschieht, nachdem der Gegenstand mit Seifenwasser bestrichen wurde, mittelst des Polirstahles oder bei feinen Gegenständen mit Blutsteinen, die nach Art der Üelfarbenpinsel an Stielen befestigt sind. Der Gegen­stand wird damit so lange gerieben, bis die matt vergoldeten Stellen vollständig geglättet sind; schliesslich wird er mit einem feinen Leinenlappen abgewischt.

Diese Beschäftigung wird wohl sitzend verrichtet, sie erfordert aber Kraft, wesshalb nur gesunde, bruststarke Personen mit kräftigeren Händen verwendet werden. Um Be­friedigendes zu leisten, bedarf die Arbeiterin mindestens einer 5- oder fimonatlichen Uebung.

Wochenlohn 8 bis 14 fl., durchschnittlich 7 , / 2 fl.