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Zu den übrigen Arbeiten der Buchbinderei werden in seltenen Fällen Frauen verwendet, weil einerseits die Arbeit zu schwer und andererseits eine grössere Ausbildung im Gewerbe erforderlich ist, wozu im Allgemeinen Frauen nicht die erforderliche Lehrzeit verwenden. Einzelne Arbeiten, z. B. das Ueberziehen der Bücher, könnten leicht Frauenspersonen übertragen werden; bis jetzt wurde dies aber nur selten versucht.

b) Erzeugung von Cartonnagen.

Bei der Erzeugung von Cartonnagen werden Frauen mit bestem Erfolge verwendet, weil die vorkommenden Arbeiten (Nähen, Leimen, Zuschneiden von Seidenstoffen u. dgl.) hauptsächlich Zartheit und Fingerfertigkeit erfordern. Die schwerere Arbeit, namentlich das Zuschneiden von Deckeln, die nur den kleineren Theil beträgt, wird von männlichen Arbeitern besorgt.

Arbeitslohn 3 bis 8 fl., durchschnittlich 6 fl. pr. Woche.

c) Couvertsfabrikation*),

Die Couvertsfabrikation wird meistens von Frauen durchgeführt und nur das Zuschnei­den des Papiers geschieht von Männern.

Arbeitslohn 3 bis 6 fl. per Woche (selten mehr), im Durchschnitte 5 fl.

Die Frauenspersonen, die in den vorstehend geschilderten drei Industriezweigen beschäf­tigt werden, sind der Mehrzahl nach Mädchen im Alter von 13 bis 30 Jahren; Frauen sind unter diesen Arbeiterinnen nur zu einem kleinen Theile und fast durchgehends Frauen der Arbeiter.

Die allgemein übliche Arbeitszeit dauert von 7 Uhr Morgens bis 6 Uhr Abends, mit einer Unterbrechung von 12 bis 1 Uhr als Essenszeit.

Die Zahl der in Wien verwendeten Arbeiterinnen dieser Branchen beträgt circa 600, davon entfallen für Falzen und Heften 40, Cartonnagearbeiten 20, Couvertsfabrika­tion 30, die übrigen Hilfsarbeiten 10 Percent.

Bleistift-Fabrikation.

In diesem Industriezweige fallen dem weiblichen Geschlechte folgende Arbeitspro­zesse zu:

1. Eiuleimen der Bleistiftmine in die Holzfassung.

Die in Bretchen gefrästen Nuthen werden mit Leim bestrichen, dann die Mine ein­geschoben und die Holzdeckel darauf gegeben, wornach eine gewisse Anzahl solcher Stifte in eiserne Gestelle eingeschraubt wird.

Bei diesem Arbeitszweige sind in der Fabrik von L. & C. Hardtmuth in Budweis 24 Arbeiterinnen beschäftigt. Der Verdienst beträgt wöchentlich 3 bis 4 fl.

2. Bedienen der Hobelmaschine; Stutzen, Spachteln, Markiren.

In viereckige Formen geleimt, werden die Stifte, je nach Bedarf, rund, 6- oder 8- eckig gehobelt. Die menschliche Thätigkeit ist hierbei, gleichwie bei den anderen drei Ar­beitsprozessen, auf das Bedienen und Beaufsichtigen der Maschine (Einlegen in eine eiserne Nuth) beschränkt.

Mit einem dem obigen gleichen Lohnsätze sind hierbei 50 Arbeiterinnen beschäftigt.

*) Eine detaillirte Darstellung dieser Fabrikation ist in dem AbschnitteHof- und Staatsdruckerei in

Wien enthalten.