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denen Arbeiten betraut findet. Es nimmt die Verwendung dieser Kräfte immer mehr zu, weil man die Mädchen wegen ihrer netten und reinen Arbeiten, wegen des selteneren Wechsels der Engagements und wegen ihrer Emsigkeit den männlichen Hilfsarbeitern viel­fach vorzieht.

Die Mädchen werden zu folgenden Arbeiten verwendet:

1. Im Laboratorium zum Präpariren der Glasplatten (Clichés) für die Aufnah­men und zum Fixiren und Lackiren derselben nach den Aufnahmen.

Wochenlohn 8 bis 10 fl., im Durchschnitte 8 11.

Bei diesen Arbeiten, welche die Darstellung des negativen Bildes zum Zwecke haben, verfährt man in folgender Weise: Die Glasplatte wird mit jodirtem Collodium übergossen. Nachdem die Collodiumschichte gleichförmig über die Platte ausgebreitet ist, lässt man das Ueberflüssige ablaufen und taucht dann die Platte in ein sogenanntes Sil­berbad, d. i. in eine wässerige Lösung von salpetersaurem Silber.

Ist auf der so präparirten Platte durch Einsetzung derselben in die Camera obscura und durch Uebergiessung der Platte mit Pvrogallus-Säure das negative Bild hervorgeru­fen, so wird die Platte mit einer Lösung von unterschwefligsaurem Natron übergossen und hierauf mit Wasser abgewaschen, wodurch, wie man sagt, das Bild fixirt wird. Sodann wird das Bild mit Lack überzogen.

2. Zum Copiren der Bilder (Darstellung der positiven Bilder). Diese Arbeit besteht in dem Präpariren des Papiers im Silberbade, dem Auflegen der präparirten Pa­piere auf die Clichés, dem Eiponiren im Rahmen, dem Herausnehmen der Bilder aus demselben, und endlich in der Vollendung der Abzüge durch das Färben im Tonbade, dann durch das Fixiren und Waschen.

Wochenlohn 6 bis 10 fl., im Durchschnitte 8 fl.

3. Zum Retouchiren der Bilder. Dies besteht in dem Ausbessern der kleinen Mängel der Bilder mit Wasserfarbe und Pinsel.

Die Mädchen beginnen meist mit den leichteren Arbeiten, nämlich mit dem Aus­flecken der weissen Tüpfelchen auf den Bildern. Durch Uebung und durch das viele Sehen von Bildern nach der Natur, eignen sie sich den richtigen Blick und das Verständniss für bessere Arbeiten an. Jene, welche eine Vorbildung im Zeichnen haben, eignen sich viel schneller für schwierigere Arbeiten und sind dann bald zum Retouchiren von grösseren Bildern und der Negative, nämlich der Glas-Matrizen, zu verwenden, wodurch sie in einen entsprechend höheren Verdienst treten. Während der Wochenlohn für das Ausbessern der kleinen Bilder 6 bis 10 fl. (im Durchschnitte 8 fl.) beträgt, verdient sich eine tüchtige Retoucheurin für grössere Bilder oder Negative 60 fl. per Monat und auch mehr.

4. Im Malen geschickte Mädchen werden zum Coloriren derPorträts verwendet.

Entlohnung 60 bis 70 fl. per Monat.

Die meisten Mädchen arbeiten in den Ateliers selbst, nur der kleinere Theil ist zu Hause beschäftigt; im letzteren Falle werden die Mädchen per Stück entlohnt. Es sind unter ihnen die verschiedensten Altersstufen, vom 15. Lebensjahre angefangen, vertreten; vorwiegend ist in Wien das Alter von 20 bis 30 Jahren.

Die Arbeitszeit im Atelier ist im Sommer von 8 bis 12 Uhr und von 1 bis 6 Uhr, im Winter von 8 bis 4 Uhr ununterbrochen.

Die Arbeiten, welche keine specielle Vorbildung bedingen und leicht erlernt werden, sind weder anstrengend, noch gesundheitsschädlich.