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Erster Theil
Entstehung
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mn letzten Ruhcpunkte aus noch hohe Berge vor uns. Die Ge­gend wurde wilder und romantischer. Ein verfallenes Kastell krönte den Rücken eines hohen Berges und mochte früher eine Thalschlucht, durch welche wir ziehen mußten, beherrscht haben. Zahlreiche Zie- genheerdcn kletterten an den steilsten Abhängen der Felsen herum und Passaten mit bedächtigem, possirlich ernstem Gange kühn die schwierigsten Stellen. Sie nagten an kleinen Gebüschen herum, welche der schwarzköpfige Ammer (Lmborira melauoeepkLla) zu seinen Wohnplätzen erwählt hatte, und wurden von mehreren Hir­ten bewacht, deren ganzer Reichthum sie sind. Unsere Pferde klet­terten sehr geschickt mit uns die Berge hinauf. Endlich hatten wir die Höhe erreicht, und sahen, wie durch Zaubcrschlag hervorgeru­fen, ein prachtvolles Panorama vor uns. Die Sonne beleuchtete die zackigen Gipfel hoher Berge, welche eine weite, uns zu Füßen liegende Ebene begrenzen. Ein hoch über alle übrigen erhabener Berg, der Parnaß, zeigte uns seine schneebedeckten Häupter. In unermessencr Höhe schwebte, Beute suchend, ein Paar der kühnen Räuber des Gebirges, der Lämmergeier s6^paöto8 merickioimlis); im Thäte schritten Störche auf und ab; Egyptens Aasgeier (i^so- pllrou perouopterus) hockte an den Felsen, hundert Sylvien be­willkommneten uns mit melodischem Gesänge. Auf dem bisher zu­rückgelegten Wege waren uns nur einige geschichtlich merkwürdige Punkte von Interesse gewesen, hier fesselte uns ein romantisches Ge- birgsland; wir verweilten beglückt von dem entzückend schönen Bilde.

Durch eine halsbrechcnde Schlucht ritten wir in die Ebene hinab. Sie war dürr und unbebaut, obgleich der Boden überall der fruchtbarste Acker hätte sein können. Gegen neun Uhr Abends ritten wir in Theben ein. Man erkennt die frühere Größe und Bedeutung dieses Orts nur noch durch ausgedehnte Trümmerhau­fen; das heutige Theben ist ein elendes Dorf. Bei unserer An­kunft umringten uns Schaarcn von Müsstggängern und begleiteten uns zum Hause eines deutschen Arztes, des Dr. Hormel. Die­ser empfing uns sehr gastfreundlich und that mit seiner liebens­würdigen Frau, einer schönen, jungen Griechin, alles ihm nur Mögliche, um uns unsere große Ermüdung vergessen zu machen.