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Erster Theil
Entstehung
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Der folgende Morgen wurde zur Jagd benutzt. Wir sahen mehrere große Geier (Vultur oinerous und kulvuch und einen Flug der prachtvollen roscnrothcn Hirtcnvögcl (ks8tor rv86U8), waren aber nicht so glücklich, Beute zu machen. Deshalb zogen wir schon am Abend weiter und gelangten Nachts zu dem drei Stunden entfernten Anakulsee, welcher in einer ziemlich öden Gegend liegt und von hohen, mit niederem Gebüsch bestandenen Bergen umge­ben ist. Dort bezogen wir die Hütte eines alten redlichen Hir­ten wenigstens traktirte er einen anderen Hirten, der uns Schicß- pulver stehlen wollte, so derb mit Faustschlägen, daß jener mit blut- qucllender Nase und aufgeschwollenem Munde flüchten mußte, jagten und präparirten das Erlegte. Unser Aufenthalt war für uns nicht uninteressant. Wir erbeuteten mehrere Schlangenad­ler und stellten den hier häufigen Hasen und Stein Hühnern (karäix Fräsen) nach, fanden in den Büschen interessante Sän­gerarten und viele Schlangen und bemerkten auf dem Spiegel deS Sees die ersten Pelekane. Dabei hatten wir Gelegenheit, das Leben der griechischen Hirten zu beobachten. Sie erschienen täglich in ziemlich bedeutender Anzahl in der Nähe unserer Hütte, bücken sich Brod zwischen heißen Steinen und tränkten ihre Heerdcn. So viel wurde mir aber klar, daß diese Hirten nicht die Originale zu vielen recht ,,freundlich zu lesenden" Idyllen sind; selbst ein Geßner hätte diesem pöbelhaften Pack keine Poesie ablauschen kön­nen. Die Nächte waren am Anakulsee weniger angenehm als die Tage. Tausende von quackenden Fröschen peinigten unsere Ohren durch ihre Musik, Schwärme von Musquitos unsere Haut mit ih­ren Stichen. Wir kehrten bald nach Athen zurück.

Hier bemühten wir uns, das eigenthümliche Leben der Haupt­stadt Griechenlands kennen zu lernen. Es zeugt von der Verschmel­zung des Morgen- und Abendlandes. Viele Sitten und Gebräuche der Griechen sind ganz die der Morgenländer, andere ähneln denen der Abendländer. Die Laster Beider sind von den Griechen ange­nommen worden. Bei Tage sind die Straßen Athen's ziemlich ver­ödet; erst gegen Abend beginnt das wahre Leben, dauert aber auch bis tief in die Nacht hinein. Dann beleben sich die Balköne der