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Erster Theil
Entstehung
Seite
23
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,,Re'ts" genannt, die Reise mit orientalischem Phlegma fortzu­setzen gedachte, wurde er doch, durch energische, keinem Zweifel Raum gebende Vorstellungen von unserem Wunsche, schnell zu rei­sen, in Kenntniß gesetzt, bald bewogen, noch heute Nacht weiter zu gehen. Erst nach Mitternacht fuhr er bei erschlaffendem Winde dem Lande zu, um in der Nähe eines kleinen Dorfes zu übernach­ten. Am andern Morgen zeigte sich der Nil als belebte Straße handeltreibender Menschen und leichtbeschwingter Vogel. Wir be­gegneten vielen Schiffen und sahen mit Vergnügen das bunte Trei­ben der geflügelten Schaaren seiner Bewohner. Mächtige Pele- kane fischten ungestört durch die vorbeisegelnden Schiffe mitten im Strome; noch zutraulicher waren die niedlichen schneeweißen kleinen Kuhreiher (^.rckeccka lmbulea); sie liefen zu Dutzenden in den Fel­dern herum und setzten sich auf die Rücken der Wasserbüffel, um ihnen die Insekten abzulesen.

Leider war ich nicht fähig, alles Neue, welches uns die Nil­fahrt bot, mit Lust und Vergnügen anzuschauen. Meine Krank­heit hatte während unserer Reise sehr an Heftigkeit zugenommen. ES ist mir unmöglich, eine Beschreibung derselben zu geben; ich weiß nur, daß ich fürchterliche Kopfschmerzen, scheinbar so recht im In­nern des Gehirns verspürte und wenn diese gar zu heftig wurden, durch lange anhaltendes Delirium und Besinnungslosigkeit in einen um deshalb besseren Zustand versetzt wurde, weil ich dann meine Schmerzen nicht mehr fühlte. Nur meine kräftige Körperkonstitu­tion ließ mich die Krankheit, an welcher viele Europäer und selbst Eingeborne sterben, überleben.

Die kurze Reise nach Kairo sollte nicht ohne Abenteuer en­digen. Am 3. August (1847) war unser Steuermann so unvor­sichtig, das mit vollen Segeln den Strom Hinaufbrausende Schiff aus ein anderes laufen zu lassen, dem dadurch das Steuer zer­trümmert wurde. Es war zum Unglück noch mit einer zahlreichen Menge von Weibern beladen und diese erhoben nach dem Zusam­menstoß ein so lautes, gellendes und durchdringendes Gebrüll, daß wir erschreckt aus unserer Kajüte heraustraten. Da sahen wir, daß sich vom Bord des andern Schiffes aus vier nackte Matrosen