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Erster Theil
Entstehung
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denkt man sich hierzu den Zauber des durch die Luken der Straßen- bedachung herabschimmernden ewig blauen Himmels, den Genuß der reinen, köstlichen Lust so hat man ein schwaches Bild einer der Hauptstraßen Kairo's, aber nicht das eines Basars, denn dort herrscht wieder ein ganz anderes Leben.

Wir konnten uns nicht satt sehen an den wechselvollen Bil­dern ; der Geist ermüdete von allem Schauen. Da hielten wir vor hochgewölbtem Portale, stiegen von unseren Reitthieren und traten in die Moschee des Sultahn Hassan. Der Friede Gottes um­wehte uns; die Stille der Moschee kontrastirtc so lebhaft mit dem übersprudelnden Leben der Straße, daß wir wohl fühlen mußten, wir waren in das Haus Gottes eingetreten. Man zog uns Schuhe an, wir schritten in's Innere.

Der Marmorboden ist mit Matten und Teppichen bedeckt, von den Kuppeln hängen unzählige Lampen an starken Messingketten herab. Jeder Vorsprung ist mit künstlichen Arabesken bedeckt, die kühnste Phantasie zeichnete die hochgcwölbten Kuppeln, die weit ge­schwungenen Bogen und die Säulen vor.

,,Von Allem, was einer christlichen Kirche zu gleichem Zwecke zu Gebote steht, Gemälde, Heiligenbilder, glänzender Altarschmuck, Musik, Weihrauch, Blumen hat die Moschee Nichts! sie muß den Stein geschmeidig machen, und sie thut es!"

Die Wände sind mit Schriftzeichen bedeckt, Khorahnstellen schmücken die einfache Kanzel. Keine Gallerie, keine Empore hemmt den Schwung der Bogen und Pfeiler, kein Betstuhl verengt das Schiff des Gotteshauses. Der große Raum ist ein Raum, Kup­pel, Pfeiler, Arabesken und Marmormosaik sind Eins.

Auf den Strohmatten lagen die Gläubigen im Gebet. An­dere lasen mit andächtigen Beugungen des Hauptes im Khorahn. Man zeigte uns das Grab des Erbauers und eine in die Wand eingemauerte, gegen drei Fuß im Durchmesser haltende Scheibe, ein Andenken an die goldenen Zeiten der Regierung des Erbauers, weil damals ein Brod von dieser Größe nur einen Para oder Heller kostete. Im Hofe der Moschee sahen wir ein von Palmen