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das Getös der tief unten wogenden Menge zu uns hinauf; da — es ist die Zeit des Abendgebetes, denn die Sonne taucht in das ewige Sandmeer— ertönt hoch über uns vom schlanken Minaret der Moschee herab der sonore Gesang des Mueddihn, des Ver- kündigers des Glaubens, er ruft sein „Hai aal el sallali!" zu der Menge hernieder; der fromme Mahammcdaner eilt zum Gebet und der Christ muß es fühlen, daß auch ihm die Mahnung des Sängers zum Herzen drängt: ,,Ja, rüste Dich zum Gebet!"
Während unseres Aufenthaltes in Egypten hatten wir erfahren, daß in Kurzem eine Mission katholischer Geistlicher nach dein Innern Afrika's abgehen würde. Es war uns von Interesse, die kühnen Vcrkündiger des Evangeliums kennen zu lernen. Ein Empfehlungsbrief vom Generalkonsul von Laurin verschaffte uns bei ihnen Zutritt. Die wcitausgreifenden Pläne der Geistlichen erregten unsere Reiselust in so hohem Grade, daß der Baron die Bitte wagte, sich mit mir der Misston anschließen zu dürfen. Seine Bitte wurde ihm nicht nur gewährt, sondern die Herren waren sogar freundlich genug, uns einige Zimmer in einem großen Hause Bulahk's, das sie bewohnten, anzubieten, wovon wir dankbar Gebrauch machten. Somit war uns die Möglichkeit gegeben, mit einer Gesellschaft gebildeter, landcs- und sprachkundiger Landsleute in das Innere Afrika's dringen zu können. Charthum, die Tropenstadt der innerafrikanischen, unter Egyptcns Seeptcr gepreßten Länderstriche, erreichen zu können, war damals unser höchster Wunsch.
Die Mission bestand aus fünf, von der Propaganda in Rom gesandten Geistlichen und hatte den Zweck, die Heiden des weißen Flusses zu bekehren. Ich will meiner Erzählung vorgreifen und unsere nachherigen Reisegefährten kurz zu schildern versuchen. Der Chef der Mission war der aus dem Aufstande der Drusen und Maronitcn zur Zeit der Kriege Jbrahihm-Paschha's mit der Pforte wohlbekannte Jesuit Ryllo, ein Mann von seltnen Geistesgaben und wirklich furchtbarer Energie, aber Jesuit durch und