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Bedienten hinzukamen. Die Abreise war für das Ende des September festgestellt. Es blieb uns demnach noch Zeit genug, die Umgegend zu durchstreifen, unsere Ausrüstungen für die große Tour zu treffen und unsere Pläne auszuarbeiten. Die meiste Zeit nahmen die nöthigen Einkäufe in Anspruch. Eine Reise in's Innere Afrika's ist in jeder Hinsicht von anderen Reisen verschieden. Man geht Ländern entgegen, in denen man weder Handwerker und Künstler, noch Kaufleute und Gastwirthe findet, und muß darnach seine Einrichtungen treffen. Mit allem und jedem zu einer Haushaltung Nöthigen muß man sich versehen, vom Tische bis zur Nähnadel herab; alle Bedürfnisse müssen bedacht werden, will man später nicht empfindlichen Mangel leiden. Der Reisende muß Kleider, Papier und Schreibmaterialien, Eßwaaren, Essig, Del, Branntwein, Spiritus und Wein für mehr als Jahresfrist, Arzneien, Lanzetten und Schröpfköpfe, Aerte, Beile, Sägen, Hammer, Nagel, Gewehre und Munition, Reisebeschreibungen, Charten u. s. w. u. s. w. u.s. w. mit sich führen und hundert Dinge besitzen, welche man erst vermißt, wenn man sie entbehrt. Findet man ja noch etwas Brauchbares auf einem der Basare Oberegyptens oder Sudahns: dann sind die Preise enorm. Alle Gegenstände müssen vor der Reise sorgfältig in besonders dazu eingerichtete Kisten gepackt und in strengster Ordnung gehalten werden. Vorzüglich schwer ist es, Alles so unterzubringen, daß es wohl versorgt und gleichwohl leicht auszupacken ist, wenn es schnell gebraucht werden sollte.
Bei diesen langweiligen Arbeiten gingen uns die geistlichen Herren mit Rath und That hülsreich zur Hand. Ich will die Vortheile, welche wir genossen, indem wir uns der Mission anschlössen, nicht verkennen, habe aber später einsehen gelernt, daß der Naturforscher allein oder von seinen Gefährten unabhängig reisen muß, will er der Wissenschaft dienen, wie er soll. Eine einmal verlorene Gelegenheit, schöne und werthvolle Beute zn erlangen, kommt selten wieder. Wir waren neu im Lande und hatten unter der Aegide der Mission Zeit und Gelegenheit, so viel von den Sitten und Gebräuchen der Völkerschaften, unter denen wir lebten, kennen zu lernen, als uns zum späteren selbstständigen
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