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Glimmer- und Feldspath-Verbindung*), welcher man nach ihrem altbekannten Fundort Syene den Namen „Syenit" ertheilt hat. Einige Blöcke liegen jetzt noch, bereits vom Felsen getrennt, im Sande der Wüste, andere sind sogar schon theilwcise bearbeitet. Die Werkstücke wurden auf geebneten Wegen, deren Spuren ebenfalls noch sichtbar sind, vermittelst Walzen zu den im Flusse liegenden Schiffen gebracht und auf diesen dem Orte ihrer Bestimmung zugeführt. Eine längere, durch die Wüste nach dem nahen Phila führende Kunststraße mag wohl aus den Zeiten der Römer- herrschaft herrühren, obschon viele Felsen in ihrer Nähe mit Hieroglyphen beschrieben sind.
Weniger solid erbaute Festungswerke, Moscheen und Grabmäler aus einer viel späteren Periode, vielleicht noch aus der Zeit der Mamelukenherrschaft hcrstammend, nehmen einen großen Raum der jetzigen Wüste ein. Sie liegen in Trümmern und vereinigen sich mit mehreren wilden Partiten der Stromschnclle im Hintergründe zu sehr anziehenden Ansichten. Die große Ausdehnung dieser Trümmermassen deutet darauf hin, daß Assuan, der Stapelplatz des ersten Katarakts, früher eine ansehnliche Handelsstadt gewesen sein muß.
Das heutige Assuan verdient den Namen einer Stadt nicht mehr. ES hat nur wenige und schlechte Kaufhallen, in denen man oft weder Käufer noch Verkäufer sieht, und ist der Sitz einer egyp- tischen Mauth, weil alle nach dem Sudahn gehende und von daher kommende Waaren hier versteuert werden müssen. Für die Sklaven, welche ja im Orient überall als Waare betrachtet werden, ist die Steuer sehr hoch**). Wahrscheinlich lagen wegen der Versteuerung ihrer Neger und Negerinnen während unseres Aufenthalts mehrere Sklavenhändler einige Tage hier. Man bot uns ein sehr niedliches Gallamädchen zu dem Preise von achtzehnhundert Piastern an; Negerknaben und Negermädchen waren viel billiger.
*) Oder Hornblende- und Feldspathverbindung.
**) Sie beträgt für einen Neger oder Abyssinier zwanzig, für eine Negerin vierundzwanzig und für eine Abyssinierin dreiunddreißig Thaler unseres Geldes.