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Einer dieser Sklavenhändler besuchte uns auf unserem Schiffe und erzählte uns von den oberen Ländern des weißen Flusses, den er bereist zu haben vorgab. Er zeigte uns Waffen und Geräth- schaften der Neger, welche allerdings furchtbar und eigenthümlich genug aussahen und von uns Allen mit lebhaftem Interesse betrachtet wurden.
Alle von Egypten nach Nubicn gehenden Nilschiffe passiren den Katarakt von Assuan, obgleich er nicht gefährlich ist, nur wenn es dem Reis des Schiffes vorher kontraktlich znr Pflicht gemacht worden ist. Unsere große Dahabie wäre unter allen Umständen nicht dazu geeignet gewesen. Wir mußten deshalb unsere Effekten von Assuan auS mit Kameelen über die Stromschnelle bringen lasten. Don Jgnatio hatte in der Nähe der Insel Philä einen Lagerplatz ausgewählt, in welchem wir bis zur Ankunft anderer Barken verweilen wollten. Am achtzehnten Oktober kamen gemiethete Kamecltreibcr, beluden ihre stöhnenden Thiere mit dem Gepäck der Mission und zogen gegen Mittag dem Lagerplatze zu. Wir ritten nach dem Aassr auf Eseln nach und erreichten mit Sonnenuntergang das oberhalb der Stromschnclle gelegene Dörfchen Siahle.
Die Umgebung desselben ist wildromantisch. Die Gebirge treten in einen weiten Bogen zurück, der Nil braust über ihre Ausläufer hinweg. Schwarzglänzendc Syenit- und Porphyrmassen, theils in ungeheuren Felsen vereinigt, theils wie von der Hand eines Riesen durch einander geworfen und zusammengeschichtet, theilen den Strom in Hunderte von kleinen, rauschenden Bächen, stauen ihn in den durch ihr Zurücktreten gebildeten Kessel auf und zwingen ihn, seine Fluthcn mit donnerndem Schwall über sie hinweg- zustürzen. Nur schmale Kulturstreifen ziehen sich dicht an seinen Ufern dahin, die Gegend ist todt und öde, aber dennoch schön.
Inmitten dieses Felsenchaos liegt die palmenbestandene, grünende Insel Philä mit ihren Tempelruinen. Man glaubt ein Feenschloß vor sich zu sehen, wenn man sie zum ersten Male erblickt. Der ernste, gegen die dunklen Felsenmassen aber doch freund-