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fern arbeitenden Männer mit Gewalt und Prügeln zum Zugseile. Wir wollten ihrer Rohheit Einhalt thun, sahen aber ein, daß es ohne die landesübliche Methode nicht möglich war, fortzukommen und mußten diese daher ihren Weg gehen lassen.
Während der Fahrt bereitete uns Don Angclo, dessen Furcht vor dem Ertrinken ich schon gedacht habe, ein spaßhaftes Intermezzo. Unsere Dahab'i'e lag still, der Nil war seicht und ruhig und die Luft höchst angenehm. Man redete also dem guten Padrc zu, sein Rettungsboot, die Gummimatratze, doch einmal zu versuchen, um ihre Nützlichkeit bei einem thatsächlich vorkommenden Schiffbruche zu erproben. ES fehlte nicht an Gründen und Vorstellungen, ihm die Sache recht einleuchtend zu machen; er entschloß sich wirklich zu einer Probefahrt. Die luftgcfüllte Matratze lag auf dem Wasser, Don Angelo entkleidete sich und bestieg sie mit Hülfe des Barons sehr vorsichtig. Behaglich schaute er von seinem Lager herab in den Strom. „Nun wüthe, Nil, ich bin geborgen!" Aber — eine Bewegung — das trügerische Bette drehte sich, Don Angelo lag im Wasser! Obgleich er auf festem Grunde stand, rief er doch kläglich um Hülfe. Man brachte ihn an Bord, um eine Hoffnung weniger. Von nun an sah er nur mit der höchsten Seclcnangst in die trüben Fluchen des Stromes.
Abends landeten wir in Derr, einem großen, zwischen Palmen versteckten, ganz unbedeutenden Dorfe, in dessen Nähe sich ein halb verfallener Felsentempcl befindet. Hier hatten unsere geistlichen Herren eine Amtsverrichtung. Ein Vater begehrte Hülfe für sein krankes, ganz erbärmlich aussehendes Kind. Man wußte nicht, was man diesem geben sollte, da die Mutter schon lange vor seiner Geburt an Syphilis gelitten hatte. Aber der Bischof wußte ihm zu helfen. Er ließ es dem Vater unter dem Vorwande, daß er ihm Arzneien geben wolle, abnehmen und — taufen! 0 sauet» simMvitas!
Von Derr aus fehlte uns der Wind. Die Barken wurden deshalb von unserem Schiffsvolke am Libbahn langsam weiter gezogen. Am 29. kamen wir an der zerstörten Mamelukenfestung Jbrihm vorüber. Ein Dorf gleichen Namens liegt am Ufer des