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weniger dunkle Hautfarbe, sind schmächtiger, furchtsamer als die Fellahhihn und nicht so geeignet, jene enormen Körperanstrengungen , welche wir bei dem Egypter beobachten können, zu ertragen; die Frauen sind klein, nicht besonders hübsch und gehen unver- schleiert. Erstere bekleiden sich mit kurzen Beinkleidern und einem langen und breiten Nmschlagtuche, „Ferdah" genannt, Feiertags wohl auch mit einer blaugefärbten Baumwollenkutte; letztere tragen über einem Paar weiten Beinkleidern, die in den mannichfaltigsten Faltenwürfen, wie eine römische Tunika, um sich geschlagene Ferdah und haben ihr kurzes struppiges und grobes Haar in Hunderte von kleinen Zöpfchcn geflochten, gerade so, wie es, nach den Bildhauerarbeiten auf egyptischen Denkmälern der Baukunst, vor mehreren tausend Jahren auch üblich war. Ihre bisweilen recht angenehmen Gestchtszüge kann man leider nur aus der Ferne betrachten, denn in der Nähe schwindet deren Reiz vor ganz anderen Eindrücken. Ein unerträglicher Gestank weht Dem entgegen, der sich einer Nu- bierin nähert. Sie haben nämlich die üble Gewohnheit, sich ihre Haare mit Ricinusöl sehr stark einzusalben; dieses wird in der heißen Luft bald ranzig und verpestet die Atmosphäre bis auf dreißig Schritte Entfernung. Die Mädchen tragen schon hier den Rahhad, eine im Sudahn allgemein gebräuchliche Lederschürze, als einziges Kleidungsstück, die Knaben gehen bis in's zwölfte Jahr fast ohne Ausnahme nackt.
Zwischen Derr und Korosko verläßt der Nil seine südlich - nördliche Richtung und wendet sich nordöstlich. Auf dieser Strecke ist der herrschende Nordwind den Schiffen ungünstig, weshalb diese am „Trekseile", arabisch „Libbahn" genannt, weiter gezogen werden müssen. Ein Befehl der Regierung hat den Bewohnern des rechten Ufers — das linke ist Wüste — die Pflicht auferlegt, diese Arbeit zu übernehmen. Auch wir machten von dem Vorrechte aller Vornehmen Gebrauch und ließen uns so rasch als möglich befördern. Aber es empörte uns die Art und Weise, mit welcher man die Nubicr zum Schiffsziehen preßte. Zwei unserer Matrosen, tüchtige, handfeste Burschen, liefen den Barken voraus und trieben die in den Feldern, an den Schöpfrädern oder in den Häu-
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