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mel möglichst zu schonen, die leichtesten Frachtstücke sich zuzueignen, wird aber mit dem andern deshalb regelmäßig in lebhaften Wortwechsel verwickelt und ärgert den Reisenden durch sein Geschrei und )
nichtsnutziges Benehmen am allermeisten. Wenn die Karawane einmal im Gang ist, geht eS besser, weil dann Jeder die ihm einmal zucrthcilte Last seinem Thiere ohne Widerrede aufbürdet; er würde aber nie zu bewegen sein, inmitten der Wegstrecke seiner Ladung noch eine neue Last zuzusetzen. Selbst der Treiber, dessen Kamel die Wasserschläuche trägt, würde dies nur gezwungen thun, obgleich begreiflicher Weise die Ladung seines Thieres von Tag zu Tage leichter wird. Im Anfange der Reise hat freilich gerade das was- sertragende Kamel am Meisten zu leisten: zwei wohlgefüllte große Schläuche sind eine sehr starke Ladung.
Man unterscheidet in Nord-Ost-Afrika zwei Sorten dieser Wasserbehälter. Die großen, ,,Rai" genannt, fassen ungefähr den vierfachen Inhalt der kleineren, ,,Khirba." Erstere bestehen aus Rindleder, letztere aus Ziegen- oder Schaffell; beide sind, um sie zu dichten, mit einem Theer, ,,Khutrahn", welchen die Araber aus den Samen der Coloquinthenkürbisse zu dcstillircn verstehen, cinge- fchmicrt. Der Khutrahn ertheilt dem mit ihm in Berührung kommenden Wasser einen wirklich entsetzlichen Geruch und Geschmack und, wie ich glaube, auch die Eigenschaften der Coloquinthen selbst, weil das in den Schläuchen aufbewahrte Trinkwasscr schon nach wenig Tagen ungenießbar wird, peinliche Kolik erregt und zum Erbrechen reizt. In Fässern erhält sich das Wasser länger wohlschmeckend, aber diese zerbersten von der Hitze und zerspringen, wenn ein Kamel seine Ladung abwirft, fast jedes Mal. Wir haben gefunden, daß gut verzinnte, durch sorgfältige Verpackung in Holzkisten vor äußeren, mechanischen Einflüssen geschützte Blechgc- säße bei Wüstcnrcisen zum Wassertransport am Vortheilhaftesten verwendet werden können. Das in ihnen aufbewahrte Wasser ist zwar immer lauwarm, bleibt aber länger als vierzehn Tage trinkbar und ist dem durch die Hitze und den Samuhm bewirkten Verdunsten nicht in demselben Grade, als das in Schläuche gefaßte, ausgesetzt.