Dokument 
Erster Theil
Entstehung
Seite
96
Einzelbild herunterladen

96

es Trab gehen soll, bleibt es stehen, dreht sich um oder läuft ei­ner Mimosenhecke zu, in der Absicht, seinen Reiter da hinein, in die dichtesten, zolllangcn, nadelspitzen Dornen zu werfen; giebt man ihm die Peitsche, dann fängt das Geschilderte vom Durchge­hen an, wieder genau in derselben Reihenfolge. Es ist ein Jam­mer mit solch einer Bestie! Ihr gegenüber verhält sich der Hed- jihn wie ein gebildeter Mensch zu einem ächt bengelhaften Lümmel.

Ich will, weil ich einmal von den Untugenden des Kamels spreche, auch seine übrigen unlicbenswerthen Eigenschaften vollends aufzählen. Die Araber pflegen das Kamel mit besonderer Sorg­falt , aber ich habe nur ein einziges Mal.die Beobachtung gemacht, daß es gegen seinen Herrn eine gewisse Anhänglichkeit zeigt. Bös­artige Kamele beißen und schlagen nach ihrem eigenen Herrn, wie ich durch das Beispiel eines Karawanenführers, welchem ein Kamel seinen linken Arm durch einen Biß verstümmelt hatte, belehrt wor­den bin. Dabei ist das Kamel feig, es vertheidigt sich mit Huf und Zähnen nur gegen schwächere Thiere; das Geheul einer Hyäne versetzt es in die größte Furcht; beim Gebrüll des Lö­wen zerstieben die Kamele einer Karawane nach allen Richtungen. In Hinsicht seiner geistigen Fähigkeiten steht es auf einer sehr nie­deren Stufe: ein gewisser Ortssinn, eine Kenntniß verschiedener, von ihm oft gegangener Wege sind die einzigen Anzeigen geistigen Vermögens, welche ich an ihm bemerkt habe, wenn man nicht die große Liebe zu seinen Jungen, welche es an den Tag legt, indem es die kleinen posfirlichcn Thierchcn sehr sorgsam beschützt, mit hier­her rechnen will.

Aber das Thier besitzt auch große Tugenden. Es ist sehr ge­nügsam, kann lange dursten und wird wegen dieser Eigenschaften das nützlichste aller afrikanischen Hausthiere. Seine gewöhnliche Nahrung sind dürre Disteln, verdorrtes, hartes GraS, in den Dörfern Durrahstroh; nur bei anstrengenden Wüstenrciscn erhält es Durrahkörncr. Die saftigen Blätter der Mimosen frißt eS sammt den Aestchen und drei bis vier Zoll langen, harten und scharfen Dornen, ohne daß ihm letztere den lederfesten Gaumen oder die warzigen Lippen verwunden. Oft ist ihm ein alter, aus Dat-