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Erster Theil
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innegehabte Lager verläßt, dort sich einfindet, um den Kamclmist zu untersuchen, nach einem noch abzunagenden Knochen oder noch - nahrhaften Brod- oder Getraideresten zu spähen, so ist er doch kein

Wüstenvogel, weil er nicht in der Wüste groß wurde. Sein leich­ter, schneller Flug bringt ihn in wenig Stunden an Orte, zu de­nen die Kamele erst nach tagelangcn Märschen gelangen; heiser krächzend fliegt er über der wandernden Karawane dahin und er­scheint dem Araber als böses Omen.

Die Ornis der eigentlichen Wüste dürfte folgende sein: der isabellfarbige Läufer (Oursorius isadollinus); zwei Arten der krummschnäbeligen, großen Rennlerchen (OerttMsuäa äessrtoruiu und msrickionalm); zwei kleine Jsabelllerchen (IVIe- lanooor^plia isadeliina und ck68erti); eine von mir aufgefundene Haubenlerche (Kalerita üava); ein Kernbeißer (OoeootllrLu- 8tss eantanch; zwei Ammerarten (Lmberirm 8trlolata und oao8ia) und mehrere Arten der schon genannten Steinschmätzer.

Unter ihnen sind der Läufer und die Lerchen ohne Zwei- * fcl die interessantesten. Ersterer ist von der Größe einer Turtel­

taube, hat hohe, dreizehige Beine und ist mit Ausnahme des Ko­pfes und den unter dem übrigen Gefieder versteckten Schwingen durchaus isabellfarben. Der Kopf wird von einer lebhaft grau­blauen Fedcrholle geschmückt, die Augen sind von zwei schwarzen oder braunen Streifen eingerahmt. Dieser Vogel ist im Verhält­niß zu seiner Größe der beste Renner, den ich kenne und da er vor­trefflich fliegt, im Stande, ungeheure Strecken zu durchwandern, um seine sehr zerstreute Nahrung zu erlangen. Im schnellsten Ren­nen nimmt er hier und da ein Insekt vom Boden auf; immer rast­los entkommt er dem Jäger leicht und zwar weniger wegen seiner Vorsicht, als vielmehr wegen seines beispiellos schnellen Laufes. Er wird erst, nachdem er Nachstellungen erfahren hat, scheu und flüchtet dann fliegend, wobei man seine dunklen Schwingen bemerken kann. ^ Die Wüste ist seine eigentliche Heimath, obwohl er sich zuweilen

dem bewohnten Lande nähert. Ein Beweis seiner Wanderfähig- keit mag sein schon mehrere Male in Deutschland beobachtetes Vorkommen sein.