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gleich verwundet, in dem hohen Grase. Nach vollendeter Jagd fühlten wir ein schmerzliches Jucken an allen Theilen unseres Körpers. Die seinen Stacheln der Steppenpflanzen waren uns überall durch die Kleider gedrungen und hafteten uns unsichtbar in der Haut. Wir hatten genug zu thun, um unsere Kleider von den an ihnen äußerlich sichtbaren Kletten zu reinigen.
Die Jagd hatte uns viel Zeit gekostet und uns wesentlich zurückgebracht. Wenn wir den Nil noch heute erreichen wollten, mußten wir eilen. Unsere Dromedare trabten, von uns angetrieben, daß uns alle Knochen zu krachen schienen. In einem zweiten No- madenzeltc kauften wir frische Ziegenmilch, erlabten damit unsere lechzenden Gaumen, ritten aber sogleich in unverminderter Eile weiter. Schon jetzt konnten wir die Nähe bewohnter Gegenden an den Spuren des menschlichen Fleißes erkennen; in einer Niederung sahen wir die ausgedehnten Getraidefelder des Dorfes el Edjchr, unseres heutigen Reisezieles. Seine Lage bezeichnete uns ein hoher, die am Nil sich hinziehende Gebirgskette überragender Berg, der Djebel Rojahn.
Von jedem Hügel aus hofften wir den Strom zu erblicken; wir hofften immer vergebens. Der Berg schien gleichweit entfernt zu bleiben; die Steppe dehnte sich auch jetzt noch unabsehbar vor uns aus. Unsere Sehnsucht nach frischem Wasser ließ uns das beschwerliche Reiten und unsere Müdigkeit vergessen. Wir jagten, so schnell unsere vorzüglichen Thiere laufen wollten, über die Ebene dahin, erreichten aber das Dorf erst spät in der Nacht. Das unleidliche Gestöhn der Schöpfräder am Nile war uns heute Himmelsmusik, das Durrahbrod dünkte uns das leckerste Gericht der Welt zu sein. Frisches, köstliches Wasser und weiche, elastische Bettgestelle erhöhten den Genuß, in den Hafen der Ruhe eingelaufen zu sein. Wir schliefen herrlich die ganze Nacht hindurch.