Der folgende Tag verging ohne etwas Bcinerkenswerthes. Unser Chabihr zeigte uns eine Stelle, auf welcher vor mehreren Jahren ein türkischer Kaufmann von den Beduinen überfallen, geplündert und getödtet worden war, belehrte uns aber zugleich, daß jetzt ähnliche Angriffe nicht zu befürchten seien, weil die Landesregierung mit den vornehmsten Stämmen wegen der Sicherung der Ka- rawancnstraßc ein Übereinkommen getroffen habe. Nach diesem beziehen die Herrn der Wüste jährlich einen bestimmten Gehalt, wenn sie ihre gewohnten Raubzüge unterlassen.
Wir waren heute allgemach in die Steppe eingetreten und bemerkten das regere Thicrlebcn in derselben mit großer Freude.
Am 3. Januar. Das zeitraubende Aufsuchen eines während der Nacht entlaufenen Kamels verzögerte am Morgen den Aufbruch der Karawane; wir kamen erst mehrere Stunden nach Sonnenaufgang in den Sattel. Die Steppe zeigte uns hier zum ersten Male ihre Gras- und Buschwäldcr. Vorzüglich die letzteren waren von vielen Vögeln belebt. Bisher noch nie gesehene Tropenvögel, zahlreiche Rudel von Gazellen und einzelne Hasen erregten unsere Jagd- begierde; wir fanden immer neue Abhaltung.
Gegen Mittag hörten wir Kindergeschrei und trafen auf eine Familie nomadifircnder Araber. Eine alte Matrone kam wankenden Schrittes auf uns zu und flehte uns „bei der Gnade des hochheiligen Propheten" um einen Trunk Wasser vn. Wir ließen ihr von unserem reichlichen Verrathe so viel, als sie begehrte, zukommen, empfingen die Segenswünsche der Armen und erfuhren, daß sie mit ihrem Gatten hierher gezogen sei, weil dieser einen jetzt versuchten Brunnen für wasserreich gehalten habe. Nun hätten Beide schon seit drei Tagen keinen Tropfen Wasser getrunken und seien dem Verschmachten nahe gekommen. Die Kinder waren noth- dürftig mit Ziegenmilch erhalten worden. Bald darauf erschien auch der Nomade und schlürfte mit ebenso großer Gier das stinkende Wasser unserer Schläuche.
Nach kurzem Ritte hielten uns zwei dicht vor uns auffliegende Trappen von Neuem auf. Wir machten eifrig Jagd auf sie, konnten aber nur des einen habhaft werden; der andere, entkam, ob-