Dokument 
Erster Theil
Entstehung
Seite
150
Einzelbild herunterladen

I5Ü

Räumlichkeiten dcr Wohnung überschwemmt. Zuweilen hat dies

auch den Einsturz des ganzen Gebäudes zur Folge. In Charthum

sind schon viele Menschen von dem während eines Gewitters zu- »

sammenstürzcnden Dache erschlagen worden (unter Andern auch vor

etwa zehn Jahren ein italienischer Arzt). Wir waren mehrere Male

genöthigt, unsere Effekten vor dem in das Zimmer herabstürzenden

Regen in Kisten zu bergen und wurden nicht selten aus einem

Zimmer in's andere getrieben. Ein derartiges Wohnhaus kostet in

Charthum mit Garten und Zubehör drei- bis sechstausend Piaster

oder zwei- bis vierhundert Thaler unseres Geldes.

Das Innere der Häuser gleicht ihrem Aeußcren. Der Fußbo­den besteht aus gestampfter Erde, ebenso dcr um anderthalb Fuß über denselben erhöhte Diwahn*), auf welchen man später Mat­ten oder Sitzpolster legt. Nur selten haben die vier nackten, etwas geglätteten Lchmwände eine besondere Verschönerung auszuweisen, nur in wenigen Häusern sind sie außer der Rindcrmistkruste auch noch mit Weißkalk getüncht worden. Die Fenster sind Mauerlöcher, ^

vor denen man weite oder enge Gitter befestigt hat, die Thüren ähneln ihnen und können nur in manchen Gebäuden geschlossen werden. Man findet im ganzen Hause weder Schloß und Riegel, noch Bänder und anderes Eisenwerk. Selbst die in Egypten ge­bräuchlichen Holzschlösser sind selten. Alle Zimmer gleichen eher Viehställen, als menschlichen Wohnungen.

In dcr Nähe des Marktes sieht man bessere Häuser, als in den andern Stadtthcilen. Die Zimmer sind höher und kühler, rein­licher und verschließbar. Auch haben mehrere Europäer und Tür­ken ihre Wohnungen nach egyptischcn Vorbildern verbessert, ob­gleich sie den im Sudahn gebräuchlichen Grundgesetzen treu geblie­ben sind. Im Hause eines Franzosen fand man sogar Glasfenster und Estrichfußboden; an den gewcißtcn Wänden hingen Bilder und als große Seltenheit Spiegel. Ein ähnlicher Lurus war sonst nur noch im Palaste des Generalgouvcrneurs bemerklich. ,

Am schlimmsten sind in Charthum, was die Wohnung anlangt,

Hier die sich an der Wand hinziehende breite Ottomane.