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Erster Theil
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in so hohem Grade, daß diese sehr zart und sammtartig erscheint und der Haut europäischer Schönen nicht nachsteht. Früher war es in vornehmen Häusern des Sudahn allgemeiner Gebrauch, ei­nem geehrten Gaste durch eine schöne Sklavin vor dem Schlafen­gehen den Körper mit Tclka cinreiben zu lassen. Leider geht es auch mit der Telka gerade so wie mit der Haarpomade, sie wird ranzig und stinkt dann entsetzlich. Bekanntlich haben die dunklen Völker schon an und für sich einen widerlichen, unangenehmen Hautgeruch. Dieser erhält durch den Gestank des ranzigen Fetts einen die Geruchsnerven civilisirter Menschen wirklich peinigenden Begleiter und wird so stark, daß er in den von den Sudahncsen getragenen Kleidern Jahre lang hastet. So wird der Rahhad, um ihn geschmeidig zu machen, ebenfalls mit Fett eingerieben; ich brachte mehrere Ercmplare davon mit nach Deutschland und diese stinken auch hier noch.

Obgleich die Sudahncsen durch den nach der Unterjochung ih­res Heimathlandcs gestiegenen Verkehr mit Egyptcn und anderen ihrer Nachbarstaaten, durch das ihnen fremdartige Rcgicrungs- und Gesetzwesen der türkischen Beherrscher und die sich damit verbindende Einführung fremder Gewohnheiten viel von ihrem ursprünglichen Charakter verloren haben, findet der aufmerksame Beobachter in ih­ren Sitten und Gebräuchen dennoch noch manches ihnen ganz Ei­genthümliche : Uebcrbleibsel aus der Regierungszcit der Fungikönige. Leider führt uns, wie schon bemerkt, keine Geschichte in jene für Ost-Sudahn glückliche Zeit zurück; wir müssen Das, was wir noch durch Hörensagen erfahren können, auf Treu' und Glau­ben hinnehmen. Nur einige Nomadcnstämme haben sich die pa­triarchalischen Sitten ihrer Vorfahren bewahrt, aber der Reisende kommt so selten in eins ihrer Lager oder steht nur so Wenige von ihnen, daß er über sie nichts Genaues berichten kann.

Der Charakter der Sudahncsen unserer Tage ist der aller noch halbwilden, aber durch eine für ihre Umstände ganz vortreffli­chen Religion schon einigermaßen veredelten Völkerschaften. Man

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