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Erster Theil
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kann, wenn man die Licht- und Schattenseiten ihres Wesens mit einander vergleicht, nicht lange über sie in Zweifel bleiben. Sie sind im Grande genommen kerngute Menschen, gastlich und zuvor­kommend gegen den Fremden und bei all ihrer Armuth oder, besser gesagt, bei ihrem Reichthume, denn sie wissen nicht, daß sie arm sind gern bereit, einen Dürftigen zu beschenken oder ei­nen Hungrigen zu erquicken; sie halten ein gegebenes Wort und bewahren ein ihnen anvertrautes Pfand (Ämähnö) besser als ihr Eigenthum; sie lieben ihre Kinder und achten ihre Eltern; sie hal­ten die Gastfreundschaft für eine heilige Pflicht und üben sie mit der strengsten Gewissenhaftigkeit aus. Aber die Sudahncsen lie­gen, betrügen und stehlen, wo sie nur können; sie sind sinnlichen Genüssen sehr ergeben, faul, leichtsinnig, arbeitsscheu und lieder­lich; sie sind, wie alle Südländer, heftige, leicht reizbare Men­schen und durch Kultur und Gesittung noch wenig bearbeitete Kin­der der Natur; ihr Zorn flammt wie Strohfeuer auf und läßt sie ohne Bedenken Erzesse begehen, welche sie wenige Augenblicke nach­her bereuen. Früher war der Mord etwas ganz Gewöhnliches, jetzt hat die Regierung ihnen durch furchtbare Strenge Zaum und Gebiß angelegt. Wollten wir sie nun nach unseren Ansichten beurtheilen, wir müßten sie für moralisch tief gesunken erklären. Und darin hätten wir Unrecht, denn sie thun das Gute, weil sie von ihren Vorfahren her gewohnt sind, es zu thun, und üben das Böse, weil es ihre Vorfahren ebenfalls übten. Ihre Begriffe von Gut und Böse sind ganz andere, als die unsrigcn. Jedes Volk hat für sich andere Ansichten über Tugend und Laster; dem einen kann dasselbe als Tugend erscheinen, was das andre als Laster verdammt. Die Sudahncsen entschuldigen einen Betrug, Diebstahl oder Mord nicht nur, sondern sie halten ihn sogar für eine dem Manne ganz würdige That. Ich sah Mörder aufhängen, welche über ihr Verbrechen nie Reue empfunden hatten und mit wahrer Todesverachtung zum Galgen gingen. Von der türkischen Herr­schaft war die Blutrache unter ihnen üblich und Mord und Todt­schlag kam alle Tage vor. Die Betheiligten fochten ihre Streitig­keiten unter sich selbst aus; sie thun es noch heut' zu Tage, wenn