164
gelangt ist. Und deshalb glaubt der Mörder, wenn er zum Galgen geführt wird, nicht etwa eine verdiente Strafe zu erleiden, sondern beugt sich, wie er meint, mit einer seiner würdigen Re- »
signation unter das Joch der Unterdrücker. Man halte das nicht für Störrigkeit, denn man wird gewiß nie von einem Sudahnesen den Verbrecher verdammen hören. Einen Mord würde er ungefähr besinnen: „Mord ist, daß, wenn Einer einen Andern todt schlägt, er aufgehängt wird." Die Sudahnesen bestätigen uns fortwährend die Wahrheit, daß Moral nur mit , der Bildung entstehen und fortschreiten kann; dieselbe Wahrheit, welche uns die Geschichte mit hundert Belegen beweist.
Der Sudahncse ist sinnlichen Genüssen ergeben, faul, arbeitsscheu, liederlich und leichtsinnig. So einfach er in seiner Kleidung ist, so Wenig er für Essen ausgiebt, so Viel verwendet er an öffentliche Mädchen — meist freigelassene Sklavinnen oder Töchter derselben — und so Viel vertrinkt er in der Merke sä. Ich will es versuchen, noch einmal seine Vertheidigung zu übernehmen, indem ich einen großen Theil seiner Sünden dem Einflüsse des Kli- ^
mas zuschiebe. Es ist gar nicht abzuleugnen, daß dieses einen ebenso wesentlichen Antheil an der Ausbildung des Geistes nimmt, als an der des Körpers. Selbst der aus einem anderen Himmelsstriche Eingewandertc vermag es nicht, sich den Einwirkungen des ihm neuen Klimas zu entziehen. Wer jemals in heißen Ländern gelebt hat, weiß, wie leicht dort auch der fleißige Europäer träge wird. Die Hitze der Tropen — welche ich in Charthum bei elektrischem Winde oder Samuhm im Schatten bis auf -s- 40° R. ansteigend beobachtet habe — wirkt lähmend auf den Körper ein, schwächt ihn durch eine fortwährende, starke Hautausdünstung und macht ihn zu ausdauernder Arbeit unfähig. Wenn nun der Geist des Eingewanderten nicht energisch und fähig ist, durch seine Herrschaft über den Körper jenen Einwirkungen das Gleichgewicht zu halten, artet die Trägheit in Faulheit aus und vernichtet diesen und jenen. Als eine ganz unvermeidliche Folge gesellt sich ihr die ?
Ausschweifung in jeder Hinsicht bei; der Körper verweichlicht und wird leicht ein Opfer des Fiebers und anderer Krankheiten. Diese