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Erster Theil
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Frauen auswählt, um sich in ihren Armen von den Beschwerden des heiligen Werkes zu erholen.

Aus dieser leichtsinnigen Behandlung einer religiösen Ceremo­nie kann man beurtheilen, wie der Sudahnese die Religion überhaupt betrachtet. Er zeigt sehr wenig Eifer bei Ausübung derselben, aber auch keinen Fanatismus. Wenn sie den, ihrer Ansicht nach, ketzeri­schen Europäer kennen gelernt haben, bewundern sie ihn wegen sei­ner Kenntnisse, ohne daran zu denken, ihn seines Glaubens wegen zu verfolgen. Sie sind sehr abergläubisch, bauen auf die Orakel­sprüche von Wahrsagerinnen, wie auf die geachteter, im Rufe gro­ßer Frömmigkeit stehender Fukhera^), fürchten sich vor Zaubern und deren gefährlichem Wirken, glauben an Gespenster, gute und böse Genien, den Teufel und seine höllischen Gesellen, an umherirrende und die Lebenden quälende Geister von Verstorbenen, halten die Verwandlungen von Menschen in verschiedene Thiere für möglich und dergleichen mehr.

Trotz ihrer Unsitten und moralischen Schwächen kann ich bei Betrachtung ihrer vielen guten Eigenschaften mehreren Reisenden, welche sie gar zu tief stellen, nicht beipflichten und glaube, meine Meinung rechtfertigen zu können. Ich habe zwei Jahre unter ih­nen gelebt, aber nie Heimtücke von ihnen erfahren oder an ihnen bemerkt, während diese von vielen anderen Völkern, wie z. B. von den Negern, mit Recht gefürchtet werden muß. Ihre Laster lassen sich fast alle mit ihrem grenzenlosen Leichtsinn oder Jähzorn und ihrem Mangel an Bildung entschuldigen. Leider aber habe ich be­obachtet, daß diejenige Bildung, welche sie sich auf Reisen aneignen und mit nach Hause bringen, ihre Sitten nicht verbessert. Je wei­tere Reisen sie machen, je mehr Kenntnisse sie erwerben, um so mehr Laster nehmen sie zu gleicher Zeit mit an. Es geht ihnen wie den jungen Eghptern und Türken, welche der Vizekönig zu ih­rer Ausbildung nach Europa sendet. Auch diese bringen gewöhn­lich die Untugenden der Europäer mit in ihre Heimath, ohne sich ihre Vorzüge zu eigen gemacht zu haben.

Plural von Fabkie, wenigstens im vulgären Arabisch.