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Erster Theil
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und ihre Verbindung mit hübschen, jungen Mädchen zu ermögli­chen, ehe diese, während der langsamen Abzahlung des hohen Mahhr alt und häßlich und zur Erzeugung tüchtiger Kinder un- -

fähig werden, bestellte die Regierung den Nshsir sl Enke mit dem Amte eines Ehestistcrs. Der Nahsir el Enke ist eine hochwichtige Person im Sudahn geworden, steht aber, wie schon sein Name an­zudeuten scheint, nicht gerade in hoher Achtung bei den Türken, ob­gleich diese seinen Namen und sein Amt erdachten. Er ist ein Geist­licher und reist im ganzen Sudahn herum, von Dorf zu Dorf und Stadt zu Stadt, erkundigt sich nach heirathsfähigen und heiraths- lustigen Mädchen, fragt sie, ob sie schon einen Geliebten haben oder nicht, schafft, wenn seine Frage mit Ja beantwortet wurde, den bezeichneten jungen Mann mit Güte oder Gewalt herbei und traut ihm das Mädchen an. Den Mahhr bestimmt er selbst nach seinem Gutdünken. Damit er in der Ausübung seines Amtes nicht gestört wird, hat ihm die Regierung einen Khawahs oder F> ohn bcigegeben. Dieser bringt widerspenstige Vätcr zur Vernunft zu­rück, treibt die mäßigen Stolgebühren des Nahsir ein und dient *

überhaupt als dessen weltlicher Gehülfe.

Der Sudahncse ehelicht selten mehr als eine Frau zu gleicher Zeit, liebt aber Veränderung seiner häuslichen Verhältnisse und scheidet sich deshalb oft ohne eigentlichen Grund von seiner Ehe­hälfte, was ihm nach mahammedanischcn Gesetzen vollkommen frei steht. Wenn er Sklavinnen besitzt, erhebt er diese gewöhnlich zu seinen Conkubinen und achtet die mit ihnen erzeugten Kinder denen seiner gesetzmäßigen Frauen gleich. Zuweilen entfliehen von ihm gemißhandelte Frauen zu ihren Angehörigen. Dann sattelt der Ehe­herr sofort seinen Esel und reitet der Entflohenen nach. Wenn er sie findet, bringt er sie gewaltsam in seine Hütte zurück und züch­tigt sie, verwickelt sich dadurch aber oft in sehr ernsthafte Streitig­keiten mit ihren Verwandten. Hat sich die Frau aber ohne ge­gründete Ursache entfernt, dann erhält sie von ihrer Freundschaft ^

ernstliche Verweise oder sogar Schläge und wird von ihnen ohne Zuthun des Mannes zurückgebracht.

Wenn ein Sudahnese so krank wird, daß man sein Ende be-