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Erster Theil
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fürchtet, versammeln sich seine Nachbarn und Freunde um sein La­ger, um ihm die Freuden des Paradieses auszumalen und ihm ? sein Glaubensbekenntniß abzunehmen. Die Gesunden rufen meh­

rere Male:Da il lalla II ^Ilall!" worauf der Kranke oder Ster­bende antworten muß:äVu Natiammeä rn88ulll Mali." Thut er dies, dann sind Alle, welche seinen letzten Seufzer hören, über­zeugt, daß er als guter Muselmann stirbt. Sobald man dem Ver­scheidenden die Augen zugedrückt hat, theilen seine weiblichen Ver­wandten ihrer ganzen Nachbarschaft den betrübenden Todesfall durch gellendes Dlnlulul-Geheul mit. Die Gattin des Todten gebcrdct sich wie wahnsinnig. Sie läuft durch alle Straßen in der Nähe ihres Hauses, nimmt die zusammengerollte Ferdah, macht mit ihr die sonderbarsten Bewegungen über ihrem Haupte und bestreut dieses, unter den Gcberden der tiefsten Trauer, mit Asche und Staub. Beim Tode einer Frau macht man weniger Umstände: die Freun­dinnen oder weiblichen Verwandten derselben heulen zwar ebenfalls, drücken aber doch nicht eine so große Trauer aus wie beim Tode * eines Mannes. Wahrscheinlich kommt dies mit daher, weil die

Mahammcdaner noch gar nicht recht im Klaren darüber sind, was aus den Frauen nach dem Tode eigentlich werden soll.

Auf den Klageruf erscheinen die Nachbarn des Verstorbenen am Traucrhause und beginnen die Todtenklage, heulen und schreien kläglich, trinken aber dabei Mericsa, so viel sie vertragen können. Mittlerweile wird der Todte gewaschen und in denKeffn" ge­hüllt. Dieser ist ein langes Stück reines Baumwollenzeug, wel­ches selbst der Aermste für seinen todten Verwandten erkauft oder erbettelt, wobei er der Mildthätigkeit aller seiner Glaubensgenossen versichert ist. Wenn der Kranke am Morgen starb, wird er noch denselben Tag beerdigt, starb er gegen Abend oder in der Nacht, am nächsten Morgen. Die Todtenklage dauert bis zu dem Augen­blicke fort, wo die Leiche in's Grab gesenkt wird; man hört sie daher oft die ganze Nacht hindurch. Zuweilen begleiten einzelne ^ Trommclschläge die Klage und geben dem für uns höchst wider­

wärtigen Ganzen etwas Feierlicheres. Jeder nun Hinzukommende sucht den Leidtragenden noch besonders zu trösten, er umhalst diesen