Dokument 
Erster Theil
Entstehung
Seite
178
Einzelbild herunterladen

178

singt sie dabei ein, oft improvisirtcs, einfaches Liebchen, mit nicht mißtönender Weise.

Bei jungen Mädchen zeigt sich beim Zerkleinern des GctraideS ihr vollendet schöner Körperbau in seiner ganzen Zierlichkeit. Durch keine Schnürbrust eingeengt und verunstaltet, entfaltet bei diesen Kindern eines erzeugungskräfligen Klimas der Busen schon im drei­zehnten Lebensjahre des Mädchens seine üppigste Blüthe; leider welkt diese bei so beschwerlicher Arbeit schnell dahin. Der Sudah- ncse weiß recht wohl, daß gerade die heftige Bewegung des Ober­körpers die Reize seiner Tochter oder Gattin bald zerstört und mie­thet sich deswegen eine Dienerin oder kauft sich eine Sklavin. Beide nennt man Chshdim«*). Gewöhnlich ist die Sklavin oder Dienerin alt und häßlich und kontrastirt um so greller und unangenehmer mit den jugendlichen Schönheiten. Bei ihnen gab uns die fehlende Kleidung Gelegenheit, idealische Körpcrschönheit der Jugend zu bewundern, bei jenen verhüllt sie uns leider die Ge­brechen des Alters nicht. Ein altes Weib an der Murhaka ist eben so grauenerregend, als ein junges Mädchen in derselben Stel­lung schön. Jene Organe, welche nur das Klima des Südens tadellos hervorruft, sind bei der Chahdime verwelkt nnd so schlaff geworden, daß sie während der strengen Arbeit und lebhaften Be­wegung des Oberkörpers mit einer Schnur angebunden werden müssen.

Nicht immer wird der auf der Murhaka hinlänglich zerriebene Teig sogleich gebacken. Man läßt ihn im Gegentheil gewöhnlich erst einige Tage stehen und in saure Gährung übergehen. Back­öfen kennt man nicht. Der Mehltcig wird aus einer Thonplatte, TöhkL, höchst oberflächlich geröstet. Auch die Anfertigung dieser Platte ist Sache der Frauen. Die Tokha hat ungefähr zwei Fuß im Durchmesser, ist in der Mitte flach eingebogen und hier einen Zoll stark. Vor dem Brodbacken wird sie auf einem in einer Ecke der Tankha oder Rekuba angebrachten Herde über einem gelinden

*) kbskclime ist abgeleitet von cliääLm, dienen. Man versteht unter Kbsliclime auch eiue Sklavin, weil man das Femininum von Sklave (Xsbä) in der arabischen Sprache nicht kennt oder wenigstens nicht anwendet.