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Getränke. Beide Geschlechter gehen in ihrer Hütte bis auf einen Schurz um die Lenden nackt und wissen nicht, was Anstand heißt. Der Mann legt sich fast unbekleidet auf sein Ankarehb und trinkt seine Miricsa mit solcher Begier, daß er nicht aufsteht, um den nothwendigsten Bedürfnissen zu genügen. Das Gefühl der Scham kennt er nicht. Er trinkt, so lange er trinken kann, und bleibt zuletzt berauscht auf seinem Ankharchb liegen.
Die Meriesa oder eine geistigere Art desselben Getränks, BilbN, wird aus Durrah oder Lochen bereitet und in Char- thuin in großer Menge verbraucht. Die Meriesa wird in eigenen Brauhäusern auf sehr verschiedene Weise gebraut. In Char- thllin weicht man die Durrah ein und läßt sie an einem feuchten Orte zwischen den milchigen Blättern der ^Zclepias procera (arabisch Ääschr) zolllange Keime treiben. Wenn wir die Meriesa mit unserem Bier vergleichen, vertritt die Durrah die Gerste und der Aäschr den Hopfen. Nachdem die Durrah genügend gekeimt hat, nimmt man die Aäschrblätter weg und trocknet das Durrahmalz in der Sonne. Dann zerreibt man es auf der Murhaka und bringt es mit einer hinreichenden Menge Wassers in großen irdenen Gefäßen über das Feuer. Gewöhnlich läßt man die Maische sechs bis acht Stunden lang kochen und langsam abkühlen. Wird zu dieser Flüssigkeit Hefe gesetzt und sie der Gährung überlassen, so nennt man das daraus hervorgehende Getränk Meriesa; wird sie aber durch einen aus Palmenblattstreifen geflochtenen Trichter geseiht und zum zweiten Male zum Kochen gebracht, so entsteht der Bilbil, welcher durch hinzusetzte Hefe in Gährung gebracht wird und nach wenigen Stunden genossen werden kann. Man vertheilt ihn schließlich in große, fast kugelrunde Töpfe, B u- rahm'*), deren Inhalt dem von sechs bis acht unserer Flaschen gleichkommt. Eine „Burma Bilbil" kostet in Charthum zwei Piaster; aber ungeachtet dieses niederen Preises beträgt der sich beim Brauen des Bilbil ergebende Gewinn drei- bis vierhundert Prozent der Auslagen.
*) Plural von kurms.